My Red Bull X-Alps
Interview mit Thomas Friedrich
Es ist ein ereignisreiches Jahr für Thomas Friedrich: Mit der Teilnahme an den Red Bull X-Alps erfüllte sich der 20-jährige Grazer im Juni einen Traum. Nach einem gelungenen Start zog sich der bisher jüngste Red Bull X-Alps-Teilnehmer während einer Landung mit seinem Gleitschirm eine Fußverletzung zu und musste das Rennen frühzeitig abbrechen. Ein herber Schlag für den Athleten, der beim Prolog den dritten Platz belegte und als Erster den Turnpoint am Gaisberg erreichte. „Solche Rückschläge sind hart, doch jede Erfahrung bringt einen weiter.“ Motiviert und mit vielen positiven Gedanken blickt Tommy in die Zukunft – und den Red Bull X-Alps 2023 entgegen. Wie der junge Salewa-Athlet sein erstes Red Bull X-Alps-Rennen erlebt hat und wie er sich für die nächsten „Hike and Fly“-Wettkämpfe vorbereitet, erzählt er hier.
Wie lief es für dich bei den Red Bull X-Alps 2021?
Ich kann mit einem guten Gefühl auf mein erstes Red Bull X-Alps-Rennen zurück schauen. Es war zu Beginn sicher nicht einfach, aber wir haben von Tag zu Tag besser in unser Rennen gefunden, perfekt als Team zusammengearbeitet und in der Zeit extrem viel gelernt. Klar passieren dabei schon mal Dinge, die man zuvor einfach nicht vorhersehen kann, aber genau das macht die Red Bull X-Alps aus. Oft sind es genau diese Erfahrungen, aus denen man am meisten für das nächste Rennen mitnehmen kann.
Was hast du für einen Eindruck vom „wohl härtesten Abenteuerrennen der Welt“?
Es sind unglaublich viele Eindrücke, die man in so kurzer Zeit bekommt. Die Zeit während des Rennens, aber auch die einzeln Wettbewerbstage vergehen wie im Flug und alles passiert ein bisschen schneller als sonst. Um so ein ereignisreiches Sportevent und alle Geschehnisse zu verarbeiten, braucht es anschließend noch einige Zeit, in der man alles revue passieren lässt. Ich habe das Rennen und die gemeinsamen Tage mit meinem Team wirklich sehr genossen.
Was hat dich dabei besonders beeindruckt?
Ich bin jedem einzelnen Mitglied aus meinem Team unglaublich dankbar dafür, wie sie mich unterstützt haben, egal wie es gelaufen ist. Dass wir es gemeinsam geschafft haben, die Motivation und die Stimmung immer hoch zu halten, das hat mich besonders beeindruckt.
Möchtest du bei den nächsten Red Bull X-Alps wieder dabei sein?
Ich will auf jeden Fall wieder bei der nächsten Edition der Red Bull X-Alps 2023 am Start stehen.
Wie sieht dein Training aus?
Mein Ausdauer-Training umfasst zurzeit zwischen 10 und 15 Stunden pro Woche. Grundsätzlich besteht mein Trainingsprogramm aus Hike and Fly, Laufen, Radfahren, sowie Kraft- und Stabitraining. Das Fliegen kommt dabei natürlich nicht zu kurz. Dabei probiere ich mit meinem Schirm viel aus, um mich so als Pilot laufend weiter zu entwickeln. Ich verbringe nach wie vor gerne Zeit mit Bodenhandling. Viele Piloten vernachlässigen diesen Aspekt des Fliegens, doch meiner Meinung nach ist es ein sehr wichtiger Part. Sobald wir wieder den ersten Schnee haben, freue ich mich wieder auf Skiern zu stehen und zu trainieren – auch das ist eine sehr große Leidenschaft von mir.
Was machst du im Moment?
Aktuell bereite ich mich auf die letzten Bewerbe der Saison vor und schaue, dass ich mit einer guten Form in die Wintersaison starten kann. Dazu kommt, dass ich letztes Jahr die Flugschule meines Vaters übernommen habe. Seit Anfang dieses Jahres führe ich die Schule gemeinsam mit Simon Oberrauner. Zu zweit bilden wir nun die künftigen Piloten aus und geben unser Wissen in den Flugkursen weiter.
Welche Pläne hast du für die nächsten zwei Jahre?
Ich habe für kommende Saison einige Projekte geplant, jetzt bereite ich mich aber einmal auf die bevorstehende Wintersaison vor, während der ich mich wieder mehr auf das Skibergsteigen konzentrieren möchte. Im Jahr vor den Red Bull X-Alps werde ich den Fokus wieder ganz darauf richten.
Was inspiriert dich?
Für mich ist es definitiv eine Inspirationsquelle, Menschen kennen zu lernen und an neuen Orten zu fliegen. Ich bin ein großer Fan von Kílian Jornet. Sehr gerne komme ich zum Fliegen in die Dolomiten, besonders im Herbst. Sie sind eine großartige Spielwiese! Und ich hatte vor Kurzem das Glück, nach Chamonix reisen zu können. Wir sind am Mont Blanc in 3800 Meter Höhe gewandert und dann zurück ins Tal geflogen – das war cool. Praktischerweise waren wir durch einige vorherige Touren schon akklimatisiert.
Wo fliegst du am liebsten?
Am liebsten fliege ich am Schöckl. Das ist ein Berg in Österreich, etwa 15 Kilometer nördlich von Graz, wo ich aufgewachsen bin. Das Gebiet ist quasi mein Hinterhof. In Österreich sagen wir „dahoam is holt dahoam“.
Was ist zurzeit dein Lieblingsflügel?
Ich fliege mit einem ultraleichten High-Performance-Gleitschirm der Klasse EN-D, dem Skywalk X-Alps4.
Gibt es darüber hinaus Ausrüstung, auf die du in den Bergen besonders Wert legst?
Ich bin ein ziemlicher Ausrüstungsfanatiker und habe gern gute Ausrüstung, die möglichst leicht ist. Meine Lieblingsjacke ist aktuell die Pedroc TirolWool® Responsive Jacke. Sie ist warm, äußerst leicht und kompakt verstaubar. Der Pedroc Polartec® Power Grid™ Full-Zip Hoody eignet sich sehr gut als Midlayer – obwohl ich ihn manchmal auch direkt auf der Haut trage, so bequem ist er. Außerdem habe ich immer eine dünne Mütze dabei, die unter meinen Helm passt. Mein Lieblingsrucksack ist definitiv der Salewa Hike X-Alps Rucksack, designt von Paul Guschlbauer.
Welchen Schuh bevorzugst du für „Hike and Fly“?
Mein Lieblingsschuh ist der Ultra Train. Er ist leicht, aber gut gepolstert und er gibt dem Fuß Halt.
Wie schwer ist dein Rucksack?
Wenn ich trainiere, wiegt mein Rucksack mit Flügel und Kleidung ca. 7 Kilo. Beim Red Bull X-Alps ist eine bestimmte Sicherheitsausrüstung Pflicht, dann wiegt der Rucksack um die 10 Kilo.
Welche Verpflegung hast du in den Bergen dabei?
Ich nehme normalerweise Riegel und Gels mit, aber wenn ich länger unterwegs bin, koche ich auch gern – oder ich koche zu Hause etwas vor. Meistens Pasta. Ich liebe Pasta.
Welche Rolle spielt für dich das Risikomanagement?
Wie bei vielen Outdoor-Sportarten spielt dies auch beim Gleitschirmfliegen eine große Rolle. Denn es ist ein schmaler Grat, ob man alles gibt, um besser zu werden – oder ob man zu weit geht.
Wie gehst du mit Angst um?
Ich denke, dass es sehr wichtig ist, Angst zu erkennen. So merkst du, dass du zu weit gehst. Aber zu viel Angst beeinträchtigt die Konzentration. In einer schwierigen Situation in der Luft ist daher kein Platz für Angst. Du musst dich dann einfach konzentrieren. Es ist besser, die Situation hinterher zu rekapitulieren und zu überlegen, was du falsch gemacht hast.
Welche Rolle spielt deine Familie?
Meine Familie ist mir sehr wichtig. Sie steht immer hinter mir, und das gibt mir viel Kraft und Energie.