expert advice / alpine mountaineering

SO FINDEST DU DAS PASSENDE KLETTERSEIL

1. So wählst du das für dich passende Kletterseil aus

Bei der Auswahl von Kletterseilen gilt es, diverse Aspekte zu beachten. Brauchst du ein:

  • Einfach-, Halb-, Zwillings- oder Statikseil?
  • Wie lange soll das Seil sein?
  • Wie dick sollte der Seildurchmesser sein?
  • Wann brauchst du ein imprägniertes Seil? Wie sieht’s mit Markierungen aus?
  • Welche Normen und Standards für Seile gibt es und was bedeuten sie? Wie du das richtige Kletterseil wählst, erklären wir dir hier!

2. Welche Art von Kletterseil brauche ich?

Es gibt folgende drei Arten von dynamischen Kletterseilen:

Einfachseil

  • Einfachseile sind die wohl am meisten genutzte Art von Kletterseil. „Einfach“ übrigens deshalb, weil sie im Einzelstrang verwendet werden.
  • Einfachseile eignen sich zum Sportklettern, Alpinklettern, Trad-Klettern, Bergsteigen, Bigwall-Klettern und Toprope-Klettern.
  • Einfachseile gibt es in unterschiedlichen Längen und Durchmessern, die jeweils für unterschiedliche Klettertechniken geeignet sind.
  • Einfachseile sind mit einer eingekreisten Nummer 1 gekennzeichnet.

Halbseil

  • Halbseile eignen sich am besten zum Trad-Klettern auf Zigzag-Routen sowie zum Mehrseillängenklettern, Bergsteigen und Eisklettern.
  • Halbseile, manchmal auch als Doppelseile bezeichnet, sind für den Gebrauch im Doppelstrang gedacht.
  • Bei der Nutzung eines Halbseiles kletterst du mit zwei Seilen gleichzeitig: Eines davon sichert dich an deiner rechten, das andere an deiner linken Seite. Auf diese Weise läuft das Seil gerade und die Spannung reduziert sich – vor allem dort, wo die Sicherungspunkte weiter voneinander entfernt sind.
  • Anders als Zwillingsseile, müssen Halbseile nicht gemeinsam im Bohrhaken oder Sicherungspunkt eingehängt werden.
  • Wenn du ein Halbseil verwendest, brauchst du ein Sicherungsgerät, das beide Seile gleichzeitig erfassen kann.
  • Halbseile sind mit einer eingekreisten Nummer ½ gekennzeichnet.

Vorteile:

  • Halbseile können für Dreierseilschaften genutzt werden: Der Vorstieg erfolgt im Doppelstrang, beim Nachstieg werden die Seilpartner an je einem Strang gesichert.
  • Das Klettern mit Halbseil hat den Vorteil, dass du die Stränge beim Abseilen verknoten kannst und auf diese Weise doppelt so weit kommst als mit einem Einfachseil.
  • Bei der Halbseiltechnik hast du außerdem ein Ersatzseil, sollte einer der beiden Stränge unterwegs beschädigt werden.

Nachteile:

  • Halbseile erfordern ein größeres Geschick in der Handhabung, sowohl beim Klettern als auch bei der Sicherung.
  • Halbseile werden nur für den Gebrauch im Doppelstrang designt und getestet.

Zwillingsseil

  • Zwillingsseile sind am besten zum Trad-Klettern in gerader Linie (nicht im Zigzag) auf Mehrseillängen-Routen sowie beim Alpinklettern, Bergsteigen und Eisklettern geeignet.
  • Wie auch Halbseile, sind Zwillingsseile für den Gebrauch im Doppelstrang gedacht. Im Gegensatz zu den Halbseilen werden bei Zwillingsseilen beide Stränge gemeinsam in den Bohrhaken oder Sicherungspunkt geklippt.
  • Zwillingsseile sind grundsätzlich leichter und dünner.
  • Zwillingsseile haben den Vorteil, wie auch Halbseile, dass du ein Ersatzseil hast, sollte einer der beiden Stränge unterwegs beschädigt werden. Sie sind ideal zum Alpin-, Eis- und Mixedklettern und haben, wenn verknotet, die doppelte Abseillänge eines Einfachseils.
  • Zwillingsseile werden nur für den Gebrauch im Doppelstrang designt und getestet.
  • Zwillingsseile sind mit einem Infinity-Symbol (∞) gekennzeichnet.

Einige Seile sind dreifach zertifiziert, z. B. als Einfach-, Halb- und Zwillingsseil. In dem Fall kannst du sie für alle drei Klettertechniken verwenden. Achte jedoch immer darauf, dein Seil nur für den Verwendungszweck zu nutzen, für den es designt und getestet wurde.

Statisches Seil

  • Statische Seile haben eine bedeutend niedrigere Seildehnung als dynamische Seile. Das bedeutet, dass sie sich unter Gewicht nur minimal dehnen.
  • Statische Seile kommen bei der Berg- und Höhlenrettung und als Fix- oder Materialseile zum Einsatz oder werden zum Toprope-Sichern genutzt – immer dann also, wenn möglichst wenig Seildehnung erwünscht ist.
  • Wichtig: Statische Seile sind nicht zum Toproping und schon gar nicht für den Vorstieg geeignet – beim Sportklettern ist dynamische Verlängerung, z. B. Seildehnung, ein wichtiger Sicherheitsfaktor.

3. Wie weiß ich, welche Seilgröße ich brauche?

Wie lang muss ein Kletterseil sein?

Dynamische Kletterseile haben eine Länge von 30 m bis 80 m. Zum Outdoor-Klettern ist eine Länge von 50 m oder 60 m üblich.

  • Kletterhalle: Generally speaking, you can use a shorter rope, of say 35 metres. Make sure your rope is long enough to lower your partner all the way back down to the ground. If you’re not sure, check with the gym before you buy.
  • Outdoor-Klettern: Informiere dich vor dem Start online, wie hoch der Fels ist, den du erklettern möchtest. Sofern du hoch und auch wieder runter kletterst, sollte dein Seil mindestens doppelt so lang als die ausgewählte Route sein. Falls du also eine 30 m lange Route in gerader Linie klettern möchtest, brauchst du ein Seil, das mindestens 60 m lang ist. Moderne Sportkletterrouten erfordern manchmal auch längere Seile, informiere dich also unbedingt im Voraus.

Statische Kletterseile: sind in allen möglichen Längen erhältlich und werden häufig als Meterware verkauft.
Wichtig: Ein langes Seil regelmäßig für das Klettern kurzer Routen zu verwenden – zum Beispiel in der Kletterhalle –, schadet dem Seil auf Dauer. Kauf die zu deinen Kletterplänen passende Seillänge. Es ist gut möglich, dass du mehrere Seile für unterschiedliche Situationen brauchst.

Durchmesser des Kletterseils

Der Durchmesser bzw. die Dicke des Seils ist ein sehr wichtiger Aspekt. Je nach Durchmesser eignet es sich für unterschiedliche Klettertechniken. Grundsätzlich gilt: Je kleiner der Durchmesser, desto leichter das Seil.

Dünne Seile erfordern besonderes Geschick beim Sichern und Abseilen, sie sind also nicht für Anfänger*innen geeignet. Stell vorab auch immer sicher, dass dein Sicherungsgerät für den Durchmesser deines Seils geeignet ist und, dass der/die Sichernde sowohl erfahren als auch aufmerksam bei der Sache ist. Durch ihren geringen Durchmesser sind dünne Seile oft wenig robust und haben eine kurze Lebensdauer, weshalb du sie nicht für regelmäßiges Toproping oder für wiederholtes Fallen beim Routenbau verwenden solltest. Dünne Seile sind im Gegensatz zu dicken Seilen nicht für häufige Stürze klassifiziert.

Dicke Seile sind meist strapazierfähiger und halten häufiger Verwendung besser stand. Beim Toproping auf der heimischen Klippe bist du mit einem dicken Seil auf jeden Fall besser dran – beim alpinen Mehrseillängenklettern mit langen Ein- und Abstiegen solltest du hingegen zu dünneren, leichteren Seilen greifen.

Einfachseile

haben einen Durchmesser von 8,5 mm bis 10,5 mm. Für eine Allround-Verwendung empfehlen wir Einfachseile mit einer Dicke zwischen 9,5 mm und 9,9 mm. Mit diesem Durchmesser ist das Seil verhältnismäßig leicht und zugleich widerstandsfähig genug zum Toprope-Klettern. Zum Hallenklettern und ausgiebigen Toproping empfehlen wir hingegen dickere und langlebigere Einfachseile, beispielsweise mit einem Durchmesser von 10 mm. Dickere Einfachseile sind grundsätzlich stärker und halten daher auch mehr Stürze aus. Der Nachteil ist, dass sie schwerer sind.

  • Halbseile
    gibt es mit Durchmessern von 7,5 mm bis 9 mm.
  • Zwillingsseile
    haben in der Regel einen Durchmesser von 7 mm bis 8 mm.
  • Statische
    Seile sind meist zwischen 9 mm und 13 mm dick.

AUSGEWÄHLTE PRODUKTE


Ähnliche Artikel

WAS BRAUCHT MAN ZUM KLETTERN?

Der Klettersport umfasst eine Reihe verschiedener Disziplinen, die alle spezielle Ausrüstungen, Techniken und Training erfordern. 

LIES MEHR

BERGSTEIGEN – DIE ERFORDERLICHEN KOMPETENZEN UND GRUNDTECHNIKEN

Das Erlernen der wesentlichen technischen Fähigkeiten für das Bergsteigen dauert einige Zeit. 

LIES MEHR

BERGSTEIGEN – DIE ERFORDERLICHEN KOMPETENZEN UND GRUNDTECHNIKEN

Unter Alpinklettern versteht man das Bergsteigen in hochgelegenen, oft vergletscherten Gebieten, das sowohl das sogenannte Scrambling (eine Mischung aus Bergwandern und Felsklettern) als auch technisches Klettern an Schneehängen, Felsen oder auf gemischtem Terrain umfassen kann. 

LIES MEHR

4. Worauf muss ich beim Vergleich von Kletterseilen achten?

Spezielle Eigenschaften bei Kletterseilen

Imprägnierung

Einige Hersteller veredeln ihre Seile mit speziellen Imprägnierungen, um ihre Gebrauchsdauer zu verlängern, die Handhabung und Flexibilität zu verbessern oder die Wasseraufnahme zu verhindern.

Dry-Behandlung

Unbehandelte Seile können Wasser aufnehmen, wodurch sie schwer und unhandlich werden. Bei kalten Temperaturen kann es im Winter sogar passieren, dass sie einfrieren und starr werden, wodurch sie nicht mehr durch Sicherungsgeräte passen. Außerdem kann ein schweres Seil der Fallenergie bei einem Sturz nicht mehr so gut standhalten.

Dry-Kletterseile nehmen kaum Wasser auf und sind damit zum Eisklettern, Mixedklettern, Bergsteigen und Mehrseillängen-Trad-Klettern geeignet – immer dann also, wenn Regen, Schnee oder Eis zu erwarten sind.

Dry-Seile sind allerdings teuer: Zum Sportklettern, wo eine nasse Umgebung unwahrscheinlich ist, sind sie nicht notwendig. Hier mehr zur Wasserabsorption.

Seilmarkierungen

Eine gut sichtbare Seilmittenmarkierung ist äußerst hilfreich, vor allem beim Abseilen und wenn es darum geht, die verbliebene Seillänge zu schätzen. Manche Seile haben auch eine Seilendmarkierung, die darauf hinweist, dass das Seil bald fertig ist

Die Seilmitte ist oft in schwarzer Farbe markiert. Einige Hersteller verwenden auch ein spezielles Mantelprofil, um die Seilmitte möglichst deutlich zu markieren.

Wichtig: Falls du dein Seil aus irgendeinem Grund kürzt, solltest du die Seilmitte unbedingt neu nachmessen, um Unfälle zu vermeiden.

5. Sicherheitsnormen und -standards für Kletterseile

UIAA – Die Internationale Union der Alpinismusvereinigungen (Union Internationale des Associations d’Alpinisme) ist der führende Entwickler globaler Sicherheitsnormen für Bergsportausrüstung.

EN – EN steht für die Europäische Norm, die durch einen Normprozess Sicherheitsregeln für spezielle Produkte definiert. Für dynamische Kletterseile wird der Standard EN 892 angewandt.

CE – Die CE-Kennzeichnung wird von der Europäischen Kommission für Sicherheitsstandards vergeben.

Auf dynamischen Kletterseilen sind die Testergebnisse der UIAA-Sicherheitsstandards stets angegeben:

Sturzzahl
Diese Bewertung gibt an, wie viele Stürze das Seil im simulierten Sturztest ausgehalten hat.

Gebrauchsdehnung – Diese Bewertung gibt die Seildehnung bei Beschwerung ohne Sturz an. Einfachseile dürfen sich nicht mehr als 10 % dehnen und Halbseile nicht mehr als 12 %.

Fangstoßdehnung - Diese Bewertung gibt die Dehnung des Seils beim ersten Normtest an. Sie darf die 40 % nicht überschreiten. Die Fangstoßdehnung, auch „dynamische Seildehnung“ genannt, misst die Fähigkeit des Seils, der Fallenergie standzuhalten. Sie ist einer der Faktoren, die ein Seil dynamisch machen. In der Praxis reduziert eine Dehnung die Fallenergie, was wiederum bedeuten kann, dass weniger Druck auf Bohrhaken oder Trad-Sicherung ausgeübt wird. Dynamische Seile sind deshalb sehr viel sicherer zum Klettern.

Mantelverschiebung – Diese Bewertung hat direkten Einfluss auf die Handhabungseigenschaften des Seils. Je geringer die Mantelverschiebung, desto leistungsstärker das Seil.

Mantelanteil – Normale Seile haben ein Mantel-Kern-Verhältnis von 35–45 %. Für intensive Nutzung, z. B. beim Routenbau oder Toproping, sind Seile mit hohem Mantelanteil ideal.

Wasserabweisung
Das Water-Repellent-Testverfahren der UIAA misst die Wasserabweisung bzw. -aufnahme von Seilen (als Prozentsatz zum Seilgewicht angegeben).

Folgende Angaben sind auf dem Etikett von Kletterseilen Pflicht:

  • MHersteller / Handelsname
  • Herstellungsjahr
  • Längenangabe
  • Seiltyp / Durchmesser
  • Kennzeichnung für Einfachseil, Halbseil oder Zwillingsseil
  • CE-Kennzeichnung mit vierstelliger Identifikationsnummer

Das Herstellungsjahr ist besonders wichtig, da Seile auch bei Nicht-Gebrauch verfallen. Kletterseile sollen laut Herstellerangaben oder spätestens nach 10 Jahren ersetzt werden, da synthetische Fasern mit der Zeit verfallen.

Merke: Du bist für deine eigene Sicherheit verantwortlich. Falls du Kletter-Anfänger*in bist, informiere dich gründlich über Seile, indem du dich beraten und in die Thematik einweisen lässt.