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Vom Glück, frei entscheiden zu können

#HÜTTENPRAKTIKANT

5. Juli, Kanton Graubünden, Schweiz. Es ist früh am Morgen, noch erfrischend kühl von der Nacht. Die richtige Temperatur, um wach zu werden und den Körper warm zu laufen für den langen Tag am Berg. Seit einer halben Stunde ist Pascal Schumacher unterwegs. Er steigt auf in Richtung Falknis (2.562 m), dem westlichsten Gipfel der Rätikonkette, die zwischen der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein liegt. Für den 29-Jährigen aus Walenstadt begann am vergangenen Donnerstag, dem 1. Juli, der dritte Sommer als #Hüttenpraktikant. Auf die Cufercalhütte (2.385 m) folgte einen Tag später die Zwinglipasshütte (1.999 m). Der Allround-Bergsteiger, der jede Jahreszeit in den Bergen genießt, besucht in den nächsten acht Wochen rund 60 Hütten, fast alle hat er bereits einmal besucht. Auf seinem Weg erwarten ihn etwa 45.000 Höhenmeter und 500 Kilometer. Genau lässt sich das nicht sagen, denn Pascal hat sich abgewöhnt, die Routen durchzuplanen. Die Freiheit, die er in den Bergen verspürt, lässt er sich nicht nehmen und entscheidet von Tag zu Tag, wohin er geht. Nicht festgelegt sein, das bedeutet Pascal viel. So steigt er spontan auf Gipfel, die am Wegrand liegen, folgt dem Insider-Tipp eines Hüttenwarts, hilft dem Hüttenteam beim Kochen, Putzen, Abwaschen oder läuft bei guten Bedingungen einfach weiter bis die Sonne sich verabschiedet.
Frei entscheiden, das gilt für die Routenplanung. Was die Vorbereitung auf die Bergtouren betrifft, so überlässt Pascal nichts dem Zufall; Der Rucksack ist mit Allem gepackt, was er unterwegs braucht und brauchen könnte. „Mein Rucksack muss logisch und effizient gepackt sein“, so Pascal. Unterwegs möchte er schnell Zugriff haben, auf jene Teile, die er braucht. Must Haves, die gut verstaut geschultert werden, sind: eine leichte Wind- und Regenjacke mit Minipackmaß, ein Longsleeve zum Wechseln am Gipfel, eine hybride Isolationsjacke, die wärmt, wenn der Wind auffrischt. Zudem hat der Schweizer immer eine Sonnenbrille mit UV-Schutz, leichte Handschuhe für die schneereiche Höhe und ein dünnes Stirnband dabei. Schnell griffbereit ist stets die Notfallapotheke mit Druckverband, Desinfektionsmittel, Pflaster und Co. Sonnencreme inklusive. Ausreichend Wasser zum Trinken zählt zum Wichtigsten. Ebenso ein paar Snacks und Powerriegel mit hohem Nährwert, die ausreichend Energie liefern. Das ganz persönliche Highlight von Pascal, das auf keiner Tour fehlt, ist seine sogenannte magic happy power box. Was ist drin, Pascal? „Nüsse, Trockenfrüchte und M&Ms“, sagt er und lacht. „Diese Box holt mich aus jedem Energietief“.
Nebenbei bemerkt, erfreut die magic happy power box auch seine Weggefährt*innen. Neben dem 2.562 Meter hohen Falknis, der einen weiten Blick ins Rheintal zulässt, wartet heute die Enderlinhütte (1.501 m) auf den Hüttenpraktikanten. Die Berghütte des Schweizer Alpen Clubs (SAC) schmiegt sich an die Südflanke des Falknis und bietet Platz für 34 Bergsportler*innen. Schlafen wird Pascal eher nicht. Ihn zieht es weiter. Das Wetter passt und weitere Gipfel rufen. Aber wer weiß? Vielleicht freut sich der Hüttenwart über Hilfe in der Küche oder flüstert Pascal noch einen Geheimtipp zu. Ein Glück, wenn man nicht festgelegt ist und gleichzeitig bestens vorbereitet. Mit einer Ausnahme für diese Woche: Am Mittwoch hat er eine Prüfung abzulegen. Im Gleitschirmfliegen. Planänderungen ausgeschlossen. @Pascal: Viel Erfolg!

Pascal und Verena

Etwa zur gleichen Zeit im Salzburger Land: Verena Helminger ist mit ihrem Freund Luki auf dem Weg zur Rotgüldenseehütte (1.739 m) in der Salzburger Ankogelgruppe. Die letzte Nacht haben die zwei auf der Sticklerhütte (1.750 m) übernachtet, um zeitig am nächsten Morgen zum beliebten Ganzjahresziel Weißeck (2.711 m), dem höchsten Gipfel der Radstädter Tauern, aufzusteigen. Das Wetter ist optimal. Leichte Bewölkung schirmt die Sonne auf schattenfreien Wegen ab. Die Temperatur ist angenehm. Gewitter ist für heute keines vorhergesagt. Beste Bedingungen also für einen langen Tag am Berg. Für die 27-jährige Bergsteigerin ist dieser Sommer der erste als Hüttenpraktikantin. Ende Juni traf sie im Alpbachtal auf Pascal Schumacher, um sich auszutauschen und auch, um Ideen, Gedanken und Vorfreude zu teilen. Mit dabei war unser Partner, der Österreichische Alpenverein, der unser Projekt #hüttenpraktikant in Österreich begleitet. Die Mitarbeiter*innen des Alpenvereins unterstützen Verena bei der Routenplanung und informierten die ausgewählten Berghütten im Salzburger Land und in Tirol vorab über ihren Besuch im Juli und August. Eine große Hilfe für die junge Bergsportlerin und die Resonanz ist groß. Viele Hüttenwirt*innen melden sich zurück und freuen sich auf ihren Besuch.
Zwischen den Hütten, die sie besuchen wird, trifft sie auf nachhaltige Bergsteigerdörfer, Experten vom Alpenverein, Gletscher und ihre Geschichte. Und auf Athleten aus unserem Team, die sie begleiten und ein Stückchen mitnehmen. Stichwort Tandemflug. Denn Gleitschirmfliegen zählt (noch) nicht zu ihren Favorits am Berg, die sie beherrscht. Das kann sich schnell ändern, denn die Frohnatur ist offen für jede alpine Spielart.

Für uns sind Verena und Pascal die perfekte Besetzung für diesen Sommer-Job. Mit ihnen lernen wir mehr über die Bergnationen Schweiz und Österreich und ihre Bilder und Stories wecken Vorfreude und Sehnsucht auf weitere Bergmomente. Egal wo, Hauptsache weit oben.

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