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EINE NEUER STÜTZPUNKT FÜR SEINE MAJESTÄT

#SALEWA3000

Er ist ein dominanter, markanter Berg, ein Mythos aus dunklem Fels und weißem Eis. Mit seinen 3.798 Meter überragt der Großglockner alle anderen Berge Österreichs – und steht dadurch auch ganz oben auf der Must-do-Liste vieler Bergsteiger. Für unser Projekt SALEWA3000 ist er in doppelter Hinsicht die Krönung: Vom 02.01. bis zum 31.06.2020 rufen wir unsere Community dazu auf, die 784 Dreitausender der österreichischen Alpen zu besteigen, ein Gipfelfoto zu schießen und mit dem #SALEWA3000 zu markieren. Für jede Besteigung spenden wir 5 Euro für die Renovierung der baufälligen Biwakschachtel in der Glockner Nordwand.

Verantwortlich für die Spenden-Idee ist SALEWA-Athlet Vittorio Messini, der in Kals als Bergführer arbeitet und mit 11 Jahren das erste Mal auf dem Gipfel seines mächtigen Hausbergs stand. „Rund 200 Mal“, meint Vitto, müsse er inzwischen den höchsten Punkt der Alpenrepublik schon erklommen haben. „Klar, er ist mein Arbeitsberg schlechthin. Aber man tut dem Glockner unrecht, wenn man ihn nur als ‚Trend-Berg‘ abtut. Allein schon die Form ist anziehend. Wenn ich in Kals starte, dann erhebt sich vor mir diese wunderschöne Pyramide. Und dann ist er der Aussichtsberg der Ostalpen schlechthin.“ Alles überragend und weit freistehend.

Gerade deshalb, weil der Glockner „eben nicht irgendeiner“ ist, findet Vitto den Zustand der Glockner-Biwakschachtel „glocknerunwürdig“. Der kleine, in den 50er Jahren erbaute Stützpunkt auf 3.205 Metern ist inzwischen dringend sanierungsbedürftig – und einfach zu klein. Es gibt keinen Tisch, keine Kochmöglichkeit, dafür an Tagen mit guten Bedingungen großen Platzmangel. Gerade einmal 8 Personen können sich in das Biwak pferchen. „Wir haben so tolle Hütten am Glockner, die Adlersruhe (Anm.: Erzherzog-Johann-Hütte), die Stüdlhütte, die sind alle tiptop hergerichtet – und dann haben wir die altersschwache Biwakschachtel – wie gesagt: glocknerunwürdig.“

SALEWA3000 soll nicht nur Bergsteiger dazu animieren, ihre Dreitausender-Träume zu erfüllen, auf Erkundungstour zu gehen und sie mit der Community zu teilen. Wir wollten zudem auch ein Projekt unterstützen, das diesen Geist widerspiegelt. Wir fragen Vitto, der zufällig in diesem Zeitraum mit seinem Bergführer-Kollegen in Heiligenblut den Entschluss gefasst hatte, die Biwakschachtel zu erneuern: „Wir haben eine wirklich gute Partnerschaft und wollten endlich gemeinsam die Initiative ergreifen. Am gleichen Tag kam SALEWA auf mich zu und fragt, ob ich nicht eine Idee hätte, welche Aktion gut zu SALEWA3000 passen könnte.“

Schon in den 50er Jahren war der Bau der Biwakschachtel auf dem Glocknerwandkamp ein Gemeinschaftsprojekt. Der Glocknerkamm bildet die Grenze zwischen Tirol und Kärnten und die ÖAV-Sektionen Villach und Klagenfurt zogen damals an einem Strang. Maßgeblicher Antreiber war damals Leo Spannraft, der die Entstehungsgeschichte auch für den Alpenverein festhielt.

Biwakschachtel Großglockner Plan

Die Idee, am inneren Glocknerkar einen Stützpunkt einzurichten, bestand schon seit einer Weile, als am Mittagskogel die im Krieg zerstörte Bertahütte wieder aufgebaut wurde. Für den Neubau „war eine so rege Mitarbeit festzustellen, dass ich die Überzeugung gewann, es würden sich auch genug freiwillige Helfer für den Bau der Biwakschachtel finden“, schreibt Spannraft. Und sie fanden sich tatsächlich.

Nicht jeder Berg erfordert eine Schutzhütte – viele sind leicht zugänglich, mit Liften erschlossen oder mit Hütten schon ausreichend gerüstet. Das innere Glocknerkar jedoch, so betont Spannraft, fordert „die Errichtung einer Biwakschachtel heraus. Der Großglockner vom inneren Glocknerkar, also an seiner Nordseite, weist eine Anzahl großzügiger und interessanter Anstiege auf. Sie aufzuzählen, kommt einer Wiederholung gleich. Pallavicinirinne, Nordgrat, Nordwand, Berglerrinne und die Überschreitung Glocknerwand–Großglockner bieten bei ihrer Begehung nicht nur einen ästhetischen Genuss, sondern sie sind auch eine vorzügliche Vorbereitung für größere Westalpenfahrten.“

So wurde Anfang 1958 in Villach mit dem Bau der Biwakschachtel begonnen, während die Kärntner den Transport organisierten. Schon damals wurde das Material gespendet oder über Spenden finanziert. Es entstand eine Stahlkonstruktion „aus Grundrahmen, Streben, Spanten, Diagonalen, und ihre Gewichte und Maße waren so bestimmt, dass sie mit Rücksicht auf den Transport entsprachen. Das Gerippe erhielt eine Holzverkleidung, gefügt mit Nut und Feder, über welche dann an der Baustelle einen Schutzüberzug aus Aluminiumblech angebracht wurde. Anstatt eines Schutzanstriches ließen wir die Stahlteile feuerverzinken, um so eine größere Lebensdauer zu erreichen.“

Fünf Monate betrug die Bauzeit. Dann, am Pfingstsonntag 1958, entstand auf 3.205 Metern Österreichs höchste Baustelle, um den ausgesuchten Platz und die Zustiege herzurichten. Über 100 Bergretter fanden sich schließlich am 07. Juli ein, um die sperrigen, 15 bis 35 Kilogramm schweren Einzelteile durch den Gletscherbruch hinaufzutragen. „Es war ein erhebendes Bild“, schreibt Spannraft, „als die letzten den Bauplatz erreichten, mehr denn hundert Bergsteiger und Rettungsmänner, vereint in dem Bewusstsein, durch ihren selbstlosen Einsatz mitgeholfen zu haben, diesen wunderbaren Stützpunkt zu schaffen.“

Heute, über sechs Jahrzehnte später, ist die Schachtel baufällig und zu klein für den Ansturm bei guten Bedingungen. „Wir Erbauer hatten es uns nicht träumen lassen, dass es dort oben einmal zu Platzschwierigkeiten kommen wird“, meint Spannraft in Retrospektive.

Für Vitto stehen nun die Planungsmonate an. „Wir haben verschiedene Ansätze und es ist noch nichts entschieden. Wir wollen den Platzmangel lösen, aber auch die Zustiege in Ordnung bringen. Der Gletscherrückgang bringt neue Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten.“ Frühestens im Herbst 2020 oder aber im Sommer 2021 wird die neue Lösung dann stehen. Für SALEWA3000 werden die Glocknernordwanddurchsteiger also noch mit der alten Biwakschachtel Vorlieb nehmen müssen, bei aller Kargheit vielleicht auch mit einem Hauch Nostalgie – und mit dem Wissen, dass sie mit ihrem Gipfelfoto 5 Euro für bessere Biwakzeiten spenden werden.

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