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Was es heißt, umweltbewusst auf Berge zu steigen

#HÜTTENPRAKTIKANT

„Wenn der Schnee im Frühjahr schmilzt, ist die Müllproblematik am Berg besonders präsent“, erzählt Irene Welebil, Mitarbeiterin des Österreichischen Alpenvereins in der Abteilung Raumplanung und Naturschutz. Das Auftauchen von Müll – insbesondere in den alpinen Hot Spots – ist der Grund dafür, dass einige Organisationen zu Clean Up Days und Sammelaktionen aufrufen, um die geliebte Bergwelt wieder auf das zu reduzieren, was sie so verlockend macht: #puremountain. Die Aufräumtage sind löblich und wirken bereinigend. Irene Welebil rät, den Müll gar nicht erst mitzunehmen und stattdessen Brotzeit und Wasser gleich umweltfreundlich im Rucksack zu verstauen; Jausendose, Bienenwachstuch, Trinkflasche aus Edelstahl. Müsli- und Energieriegel selber machen, um die Verpackung zu sparen, ist vielleicht zu viel verlangt. Die Plastikhülle nach Verzehr der Powerschnitte in die eigene Tasche zu stecken, hingegen nicht.

„Was gar nicht geht am Berg, sind Zigarettenstummel“, sagt die Hüttenpraktikantin Verena Helminger. Weite Sicht und wunderschöne Sonnenauf- sowie untergänge locken viele Menschen auf die Hausberge ihrer Heimatstadt Salzburg. Was nicht selten zurück bleibt, sind Zigarettenstummel. „Die brauchen ewig, um zu verrotten und sind noch dazu gefährlich für die Wildtiere“, so die Salzburgerin weiter. Die 27-jährige Bergsportlerin war in den letzten Tagen auf einigen Berghütten des Österreichischen Alpenvereins zu Besuch. „Im Moment ist es noch recht ruhig und es bleibt Zeit für Gespräche mit den Hüttenwirten“, erzählt Verena, die das Thema Müll und umweltbewusstes Bergsteigen auch auf der Südwienerhütte (1.802 m) auf den Stubentisch brachte.

Für einige Gäste auf den Hütten scheint es selbstverständlich zu sein, ihren Müll nach Kost und Logis oben zu lassen. Je höher und unzugänglicher die Schutzhütten sind, desto zeit- und kostenintensiver ist der Abtransport der Hinterlassenschaften zu den Wertstoffhöfen im Tal. Die Hüttenwirte weisen daher extra daraufhin, den eigenen Abfall, nicht in die Tonne am Berg sondern in den eigenen Rucksack zu stecken.

Irene Welebil glaubt, dass die Allgemeinheit der Bergsteiger*innen durchaus ein Bewusstsein für die Natur hat: „Prinzipiell ist das Bewusstsein für den Müll am Berg schon recht ausgeprägt. Was leider noch zu wenig berücksichtigt wird, ist das Bewusstsein für weggeworfene Abfälle, die zwar biologisch abbaubar sind, aber unter Umständen mehrere Jahre dafür brauchen und oft voll von Pestiziden und Spritzmitteln sind, wie z.B. Bananenschalen. Die sind für Tiere ungenießbar und gehören nicht auf den Berg.“ In der Höhe und bei niedrigen Temperaturen verrottet alles noch viel langsamer. Wenig Bewusstsein gibt es auch für zurückgelassene Taschentücher nach dem Sprung in die Büsche und verrichteter Notdurft, so die Mitarbeiterin des Alpenvereins. „Gerade auf viel besuchten Touren nimmt das leider enorme Ausmaße an. Klopapier verrottet zwar deutlich schneller als Taschentücher, am besten man nimmt aber auch das wieder mit ins Tal.“

Auf ihren Wegen zwischen Franz Fischer Hütte (2.020 m), Südwienerhütte (1.802 m), Landawirseehütte (1.985 m), Rojacher Hütte (2.718 m), Zittelhaus (3.106 m), Tappenkarseehütte (1.802 m) und Gamskarkogelhütte (2.467 m) fand Verena bisher kaum ungeliebte Hinterlassenschaften am Weg.

Pascal am Berg

Neben dem Vermeiden von Müll sind weitere Aspekte zu bedenken, wenn man nachhaltig unterwegs sein möchte: Die umweltfreundliche Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Fahrgemeinschaften zum Beispiel. Der Schweizer Hüttenpraktikant Pascal Schumacher war einen Sommer lang fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und schätzt das Verkehrsnetz seines Landes sehr: „Ich würde behaupten, dass die Schweiz eines der besten Netze der Welt hat. Es ist immer wieder erstaunlich, in welche Täler man mit den Bussen kommt.“ Öffentlich anreisen, das hat zahlreiche Vorteile: Kein Stau, keine Parkplatzsuche vor Ort, Freiheit in der Entscheidung, wo die Tour endet und bei der Anreise im Bus oder Zug kann man die Umwelt bereits intensiver und entspannter wahrnehmen. „Klar, es braucht etwas mehr Zeit und Planung, aber beides investiere ich gern“, so Pascal. Wie gut die Anreise zum Berg in Österreich gelingt, das probiert Verena Helminger in den nächsten Wochen aus. Wir werden gemeinsam mit dem Österreichischen Alpenverein darüber berichten, was besonders gut funktioniert und wo es noch an cleveren Lösungen fehlt.

Ein weiterer Aspekt für umweltfreundliches Bergsteigen: Ausgewiesene Schutzzonen sollten gemieden werden, denn diese gibt es nicht umsonst. Dort leben Wildtiere, für deren Überleben es wichtig ist, dass sie nicht gestört werden. Dasselbe gilt natürlich auch für geschützte Pflanzen. Diese sollten dort bleiben, wo sie wachsen, damit sich deren Bestand nachhaltig erholen kann.

Irene Welebil rät abschließend: „Am Ende des Tages sollte ich mir folgende Frage stellen: Habe ich außer meinem Eintrag im Gipfelbuch auf meiner Tour irgendwelche Spuren hinterlassen? Wenn ich diese Frage mit nein beantworten kann, habe ich aus Sicht des nachhaltigen Bergsports alles richtig gemacht.“

Ein guter Rat für alle Bergsteiger*innen. Und eigentlich ganz einfach zu befolgen.