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BERGSTEIGEN – DIE ERFORDERLICHEN KOMPETENZEN UND GRUNDTECHNIKEN

1. Bergsteigen – die erforderlichen Kompetenzen und Grundtechniken

Ob am warmen Fels in der Sommersonne oder bei blau strahlender Winterkälte – die Zeit in den Bergen ist unvergleichlich. Gemeinsam mit Freunden in den Bergen klettern und dabei wilde, unberührte Naturlandschaften entdecken, schafft starke Beziehungen und Bindungen. Eine gute körperliche Ausdauer, mentale Stärke und ein solides Verständnis für das Bergsteigen und alpine Klettertechniken ist erforderlich, um aus dieser gemeinsamen Erfahrung das Bestmögliche herauszuholen. Letztendlich ist Klettern eine Risikosportart und fordert jedes Jahr zahlreiche Opfer.

Das Erlernen der wesentlichen technischen Fähigkeiten für das Bergsteigen dauert einige Zeit. Rat und Tat bei einem qualifizierten Bergführer zu suchen, ist immer noch der schnellste und sicherste Weg, um die zentralen Fähigkeiten zu erlernen. Beim Klettern bist du nicht nur für deine eigene Sicherheit, sondern auch für die Sicherheit deines Kletterpartners verantwortlich. Kein Fachartikel oder Video-Post kann die qualifizierten Anweisungen und das Know-how eines erfahrenen Bergführers ersetzen.

Wir haben hier die wichtigsten Klettertechniken, die für alpines Bergsteigen erforderlich sind, kurz zusammengefasst:

2. Zum Start einige allgemeine Tipps:

  • Sicherheit steht immer an erster Stelle.
  • Trage einen Helm (Steinschlag, Eisschlag).
  • Handschuhe sind immer eine gute Idee, sowohl zum Sichern als auch zum Abseilen.
  • Stelle sicher, dass du mit der Ausrüstung bestens vertraut bist.

3. Grundausrüstung für Alpinklettern

Die erforderliche Grundausrüstung kann je nach Route/Standort variieren.

  • Orientierung: Karte, Kompass, Höhenmesser, GPS-Gerät, LVS-Gerät
  • Stirnlampe: Ersatzbatterien/Akku nicht vergessen!
  • Sonnenschutz: Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme
  • Erste-Hilfe-Set
  • Messer und Werkzeug-Set für Reparaturen
  • Gaskocher und Feuerzeug
  • Rettungsdecke (kann im Notfall auch unter der Außenschicht getragen werden)
  • Biwaksack für Notfälle
  • Essen und Trinken
  • Ersatzkleidung

4. Knotenkunde Alpinklettern

Es gibt zahlreiche Knoten, die von Kletterern je nach Situation verwendet werden können. Es reicht jedoch die Beherrschung einer relativ überschaubaren Anzahl von Knoten aus, um sicher klettern zu können. Diese wenigen, essentiellen Knoten müssen jedoch sehr gut beherrscht werden, so dass auch in kritischen Situationen wie Übermüdung, Zeitdruck oder Dunkelheit keine Nachlässigkeiten zu erwarten sind und schwerwiegende Fehler vermieden werden können. Folgende drei Knotentypen sind für das Alpinklettern notwendig: Knoten zum Einhängen/Seilschaft, Knoten zum Verbinden von Seilen und Sicherheits- bzw. Verbindungsknoten (für das Verbinden von Seilen oder Schlingen mit anderen Gegenständen wie beispielsweise einem Karabiner verwendet).

Dies sind die Hauptknoten fürs Alpinklettern:

4.1 Basisknoten

  • Achterknoten eingebunden – Einbinden am Klettergurt
  • Achterknoten mit Schlaufe – Befestigung des Seils an einem Gegenstand
  • Halbmastwurf – Sicherung (und Abseilen nach der Öffnung des Sicherungsgerätes)
  • Mastwurf – Einrichten von Standplätzen
  • Überhandknoten – Verbinden der Seile zum Abseilen
  • Palstek Knoten – Einbinden am Klettergurt, Befestigung eines Seils an einem Baum oder Ähnlichem

4.2 Knoten für Fortgeschrittene

  • Prusikknoten (Prusikschlinge) – sicher abseilen und Aufstieg an Fixseilen 
  • Mule-Knoten (Munter-Mule/Spierenstich?) – Sicherungsgerät sicher Abbinden
  • Ankerstich – Verbinden von Schlingen
  • Bandschlingenknoten – Verbinden von Bandschlingen zum Abseilen

4.3 Knoten für Experten

  • Doppelter Überhandknoten – ein großer Bremsknoten, der helfen kann, einen Sturz aufzuhalten, indem er sich in die Lippe der Gletscherspalte schneidet
  • Doppelter Palstek – zum Bilden einer Schleife in der Mitte der Seillänge
  • Stopperknoten – zum Absichern der Seilenden bei einem Achterknoten oder Palstek-Knoten
  • Schmetterlingsknoten – für den Transport und die Aufbewahrung von Seilen
  • Alpiner Schmetterlingsknoten  – um eine feste Schlaufe in der Mitte eines Seils zu bilden

Denke immer daran: Es ist wichtig, dass die Knoten sauber und präzise gebunden werden.

5. Standplätze und Selbstsicherung

Der Standplatz ist dein zentraler Verankerungspunkt und muss eine ausreichend starke Sicherung auch im Falle eines Sturzes gewähren.

Es gibt drei Arten von Verankerungen: natürliche Fixpunkte, wie z. B. ein großer, (lebender) Baum oder eine Felsnadel; feste Fixpunkte, wie Bohrhaken, Bolzen und Ringe, die dauerhaft an Ort und Stelle bleiben; abnehmbare Fixpunkte, die selber aufgebaut und dann wieder entfernt werden.

Welche Art von Standplatz gebaut werden kann, hängt von den Umständen und Möglichkeiten ab, die sich beispielsweise aufgrund der Verfügbarkeit von festen Fixpunkten, der erforderlichen Zugrichtung oder der Wahl der Sicherungsmethode ergeben. In jedem Fall hat jedes Ankersystem einen sogenannten Zentralpunkt, an dem die Selbstsicherung und die Standsicherung eingerichtet werden. Zum Sichern der Ankerverbindungen sollte ausschließlich ein Verriegelungskarabiner verwendet werden. Es ist wichtig, sicher, schnell und effektiv Ankerverbindungen bauen zu können.

Um den Zentralpunkt selbst zu schützen – und die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes aus großer Höhe so gering wie möglich zu halten –, sollte der Vorsteiger als erstes ein solides Teil seiner Ausrüstung gleich am Standplatz festmachen: die sogenannte „Jesus-Nut“, wie dieses Teil im amerikanischen Kletter-Slang genannt wird.

6. Einen sicheren Zentralpunkt einrichten

Dein persönlicher Sicherungsanker ist deine Verbindung mit dem Zentralpunkt des Standplatzes bzw. der Abseilstation. Für die Selbstsicherung wird die Sicherungsschlinge am Zentralpunkt mit einem Ankerstich fixiert. Das andere Ende der Bandschlinge wird mit einem Verriegelungskarabiner am Hüftgurt sicher eingebunden. Dabei solltest du dir immer vor Augen führen, dass die Selbstsicherung ausschließlich für dich gedacht ist – sie ist nicht dazu da, deinen Kletterpartner bzw. die Seilschaft vor einem Sturz zu schützen! Zudem gilt es zu beachten, dass jeder Knoten in einer Bandschlinge deren Reißfestigkeit negativ beeinflussen kann – insbesondere dann, wenn die Bandschlinge aus Dyneema-Material hergestellt ist. Ein statischer Sturz vom Standplatz kann ausreichen, um eine verknotete Bandschlinge zum Reißen zu bringen.

Viel wichtiger als „Ist diese Bandschlinge stark genug?“ ist jedoch die Frage, ob der Standplatz und die Selbstsicherung so eingerichtet sind, dass eine statische Aufladung des Standplatzes vermieden werden kann. Alternativ sollte die Selbstsicherung über das Seil direkt erfolgen, da dieses dynamisch ist.

Der Bau von stabilen Verankerungen ist eine zentrale Voraussetzung, um sicher klettern zu können. Hierfür gilt es eine Reihe verschiedener Aspekte zu berücksichtigen, wie beispielsweise die Sicherungsposition und -haltung, die Sicherung des Klettergurtes und des Zentralpunkts, das Kräftedreieck und Ausgleichsmethoden, die Verwendung von Bändern, Schlingen oder Reepschnur.

7. Sichern

Richtiges Sichern beim Alpinklettern und die Beherrschung der entsprechenden Techniken sind nicht zu unterschätzende Fähigkeiten. Wir empfehlen:

  • Immer Handschuhe und einen Helm tragen.
  • Seil in seiner gesamten Länge auslegen, Seilende mit dem Vorsteigenden und Seilanfang mit dem Sichernden verbinden.
  • Befestigung am Sicherungsanker kontrollieren.
  • Ein vertrautes Sicherungsgerät (Alpinknolle, ATC, Reverso, o. ä.) oder die Halbmastwurf-Technik verwenden.
  • Sich so positionieren, dass sowohl die linke als auch die rechte Hand als Bremshand verwendet werden kann.
  • Verankerung, Sicherung und Kletterer sollten möglichst immer in einer geraden Linie sein und das Seil sollte nicht stark durchhängen.
  • Beim Sichern immer darauf achten, dass das Seil leicht unter Spannung ist und dass der Sichernde immer in der Lage ist, das Seil schnell einzuziehen oder rasch Seil zu geben.
  • Beim Alpinklettern empfiehlt es sich, das Sicherungsgerät oder den Halbmastwurf immer direkt am Zentralpunkt zu fixieren. Das hat den Vorteil, dass der Sichernde dadurch nicht Teil der Sicherungskette ist und im Falle eines Sturzes nicht aus der Sicherungsposition gerissen wird. So können etwaige Verletzungen vermieden werden, und die Kontrolle über das Seil geht nicht verloren. Zudem ist es so für den Sichernden auch möglich, sich bei Bedarf einfacher aus dem Sicherungssystem zu befreien (siehe auch Abbinden eines Sicherungsgerätes weiter unten).
  • Trainingseinheiten mit Stürzen an der Kletterwand gezielt in den Trainingsplan einbauen, um die eigenen Kompetenzen für den Ernstfall zu verbessern.

8. Seilkommandos: Begriffe und Kommunikation

Seilkommandos sind wichtig, damit jeder genau weiß, was passiert. In bestimmten Situationen wie beispielsweise in der Kletterhalle wirken sie vielleicht ein wenig übertrieben, aber die korrekte Verwendung der exakten Begriffe hilft dabei, Missverständnissen vorzubeugen. Sobald ein Kletterer im Vorstieg in den Bergen außer Sichtweite ist, werden Seilkommandos zu einem unverzichtbaren Kommunikationsmittel. Es gilt zu beachten, dass sich die Kommandos je nach Land geringfügig unterscheiden können. Kläre unbedingt und noch vor dem Start mit deinem Kletterpartner, welche Seilkommandos ihr verwenden werdet.

Das sind die Standard-Seilkommandos:

  • Sicher! (On Belay): Der Sichernde gibt dem Kletternden Bescheid, dass er gesichert ist und mit dem Klettern beginnen kann.
  • Ich komme! (Climbing): Der Kletternde gibt dem Sichernden Bescheid, dass er mit dem Klettern beginnt.
  • Mehr Seil (Slack): Der Kletternde gibt dem Sichernden Bescheid, dass er mehr Seil benötigt.
  • Fest!/Dicht!/Zu!/Block!/Zug! (Take): Der Kletternde gibt dem Sichernden Bescheid, dass er das Seil einziehen und auf Zug gehen soll. Wird häufig auch genutzt, um dem Sichernden Bescheid zu geben, dass der Kletternde möglicherweise stürzen könnte und daher besonders aufmerksam gesichert werden muss.
  • Stein! (Rock): Achtung Steinschlag!
  • Stand! (Kletterer – Safe oder Off belay): Der Vorsteiger teilt dem Sicherungspartner mit, dass er beim nächsten Sicherungsanker gesichert ist und die Sicherung nicht mehr benötigt.
  • Frei! (Sichernde – Off Belay): Der Sichernde entfernt das Seil aus dem Sicherungsgerät und teilt dem Kletterer mit, dass er nicht mehr sichert.

Auf einer stark frequentierten Kletterroute ist es sinnvoll, immer auch die Namen der Mitglieder deiner Seilschaft zu rufen, um Verwechslungen und die damit einhergehenden Risiken zu vermeiden.

Dennoch kann es zu Situationen kommen, wo du außerhalb der Hörweite deines Kletterpartners bist. Auch Windgeräusche oder sonstiger Lärm können die Kommunikation erschweren. Es ist daher eine gute Idee, sich für solche Situationen auf Seilsignale zu einigen: Beispielsweise könnte eine bestimmte Anzahl von Schlägen mit dem Seil für ein bestimmtes Kommando gelten, oder – bei der Verwendung von Doppelseilen – könnte die schnelle Aufnahme eines der beiden Seile bedeuten, dass der Partner sicher ist (off belay). Es gilt allerdings zu beachten, dass Seilsignale bei langen, verwinkelten Routen oft schwer übertragbar sind.

9. Die Verwendung des Halbmastwurfes

Von all den Kniffen und Tools in deiner Kletter-Werkzeugkiste ist der Halbmastwurf sicherlich einer der wichtigsten. Er ist rasch geknotet, erfordert wenig Ausrüstung und bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten:

  • Er ist eine wichtige Backup-Lösung, falls das Sicherungsgerät verloren bzw. vergessen wurde.
  • Er ist auf kurzen Seillängen die schnellere Option als die Verwendung eines Sicherungsgerätes.
  • Er funktioniert auch dann noch, wenn das Seil gefroren ist und nicht mehr in ein

10. Fixieren einer Sicherung

In bestimmten Situationen ist es entscheidend zu wissen, wie du vorübergehend eine Sicherung abbindest, um beide Hände frei zu haben – beispielsweise, wenn dein Partner gestürzt ist, du eine Verankerung justieren oder dich aus dem Sicherungssystem befreien musst.

Hierfür wird eine Halbmastwurfsicherung mit Schleifknoten (Munter Mule) verwendet. Dieses System eignet sich für das Abbinden sowohl mit einem Halbmastwurf-Knoten oder mit einem Sicherungsgerät, das direkt an der Verankerung fixiert ist. Ergänzend zur Halbmastwurfsicherung sollten die Seilenden mit einem Überhandknoten versehen werden.

10.1 Fixieren eines Halbmastwurfes mit einem Schleifknoten (Munter Mule)

  1. Den Halbmastwurf blockieren, indem der Bremsstrang des Seils festgehalten wird.
  2. Auf der Bremshandseite eine Schlaufe legen.
  3. Zusätzliches Seil in den beladenen Seilstrang Richtung Kletterer geben und eine Schlinge machen.
  4. Die Schlinge über dem Seil falten und dann durch die Schlaufe schieben.
  5. Den Knoten duch Anziehen des oberen Seilstrangs festziehen.
  6. Das restliche Seil durch den Munter Mule ziehen.
  7. Den Munter Mule mit einem Überhandknoten um den beladenen Strang zusätzlich sichern.

10.2 Fixieren eines Sicherungsgerätes mit einem Schleifknoten

  1. Mit der Bremshand das Sicherungsgerät blockieren.
  2. Eine Schlinge bilden, durch den Karabiner ziehen und danach hinter dem Seilstrang, der unter Zug steht und zum Kletterer führt, durchziehen.
  3. Das Seil jetzt drehen, um eine Schlaufe zu bilden, und eine weitere Schlinge über dem Seilstrang falten, der unter Zug steht, und anschließend durch die Schlaufe schieben. 
  4. Das restliche Seil aus der Schlaufe entfernen und den Knoten fest anziehen.
  5. Der Schleifknoten ist jetzt fertig – ein Gleitknoten, der das Kletterseil umgibt.
  6. Bei Bedarf das Seil weiter durch den Schleifknoten ziehen.
  7. Abschließend den Schleifknoten mit einem Überhandknoten zusätzlich sichern.

10.3 Daran solltest du immer denken:

  • Stelle sicher, dass zumindest eine Hand immer am Bremsseil bleibt.
  • Mach den Schleifknoten so eng wie möglich am Karabiner fest.
  • Den Schleifknoten vorsichtig und mit der Hand immer am Bremsseil lösen. Gut auf die Finger aufpassen, damit sie nicht eingeklemmt werden.

11. Abseilen

Abseilen bzw. der Abstieg an einer Felswand mit einem Seil, wobei mittels Reibung die Fallgeschwindigkeit kontrolliert wird, ist eine zentrale technische Fähigkeit für sicheres Alpinklettern.

Allerdings ist das Abseilen auch sehr gefährlich, weil sich oft eine gewisse Routine einschleicht, so dass Risiken gerne übersehen oder ignoriert werden. Wenn du alle Regeln für ein sicheres Abseilen einhältst, kannst du fast jede Fels- oder Eiswand sicher absteigen.

12. Verankerungen

Es ist unerlässlich, dass die Verankerungen sicher sind. Falls die Möglichkeit besteht, richte immer einen zusätzlichen Ankerpunkt ein. Bandschlingen oder Seile sollten immer Teil der Ausrüstung sein, um damit Verankerungen bauen oder erweitern zu können.

13. Zwei Seile verbinden

Eine lange Abseil-Passage macht es möglicherweise notwendig, zwei Seile zu verbinden. Hierfür empfehlen wir den Einsatz eines Überhandknoten, wobei darauf zu achten ist, dass die Seilenden nach dem Knoten ca. 20-30 cm lang sind. Bei diesem Knoten ist es weniger wahrscheinlich, dass er sich verfängt, da er eine glatte Seite hat und so leichter über Kanten gleitet.

14. Abseilgeräte

Für ein sicheres Abseilen solltest du ein vertrautes Sicherungsgerät verwenden. Denk daran, dass unterschiedliche Sicherungsgeräte einen unterschiedliche Reibungsdruck erzeugen und damit unterschiedlich stark bremsen; auch der Durchmesser des Seils hat darauf einen entscheidenden Einfluss.

15. Steinschlag und Kanten

Beim Abseilen das Seil immer von losen Steinen und scharfen Kanten fern halten. Im Zweifelsfall empfiehlt sich die Verwendung eines Seilschutzes.

15.1 Richtig Abseilen

Um ein Abseilmanöver sicher durchführen zu können, solltest du die folgenden Kompetenzen und Techniken beherrschen:

  • Stelle immer sicher, dass die Selbstsicherung und das Seil an der jeweiligen Verankerung sicher fixiert sind, bevor der Abstieg beginnt.
  • Falls das Seilende nach Abwurf des Seils über die Felswand nicht sichtbar ist, binde immer einen Knoten in das Seil. Verwende hierfür einen Prusik- oder einen anderen Backup-Knoten, um für ein mögliches Worst-Case-Szenario gerüstet zu sein.
  • Bevor das Abseilen beginnen kann, prüfe immer, ob Sicherungsgerät und Schraubkarabiner ordnungsgemäß eingehängt und alle Sicherungsvorkehrungen entsprechend getroffen sind. Prüfe vor dem Start mittels Sitzposition das Abseilsystem nochmals und öffne erst danach die Sicherheitsschlinge.
  • Halte das Seil während des Abseilens von losen Steinen und scharfen Kanten fern.
  • Bei starkem Wind oder in hindernisreichem Gelände (Bäume, größere Felsblöcke) sollten die Seile hinunter getragen und nicht hinunter geworfen werden, damit sie sich nicht verfangen. Die Seile können hierfür zunächst im Rucksack verstaut und später fachgerecht aufgerollt werden. Bei längeren Routen ist es zudem ratsam einen Kletterer kurz abzuseilen, damit dieser Ausschau nach der Abseilroute halten kann. So könnt ihr das Seil an der richtigen Stelle fixieren.
  • Triff Vorkehrungen, damit du beim Abseilen nicht die Kontrolle verlierst oder ans Seilende gelangst.
  • Wenn du als erster abseilst, binde eine Prusik-Sicherungsschlaufe oder einen ähnlichen Bremsknoten ins Seil und einen Knoten ins Ende des Seils.
  • Nachfolgende Teammitglieder benötigen zum Abseilen keine Prusik-Sicherungsschlaufe, wenn die untenstehende Person wachsam bleibt und beide Enden des Seils unter Kontrolle hält, um die abseilende Person im Notfall zu bremsen bzw. anzuhalten.
  • Immer mit gleichmäßiger Geschwindigkeit und in direkter Falllinie abseilen.
  • Die Seile und Teammitglieder an der nächsten Abseilstation an einem neuen Ankerpunkt sichern und mit dem Abseilen fortfahren. Seile und Selbstsicherung dabei immer an der Verankerung  festmachen.
  • Nachdem der erste Kletterer das Abseilen abgeschlossen hat, sollte das Seil immer mit einem kurzen Test auf Zugbelastung überprüft werden.
  • Immer daran erinnern, welches Seil das Zugseil ist. Der Letzte aus dem Team, der sich abseilt, kann das Seil eventuell mit einem Karabiner „markieren“.
  • Achte beim Ziehen der Seile immer darauf, am inneren Seil zu ziehen, damit es sich nicht gegen den Ring blockiert.
  • Der letzte Kletterer, der sich abseilt, sollte den Verlauf des Seils  genau prüfen, so dass es sich beim Einziehen nicht im Gelände verfängt. Enge Felsrisse sollten auf jeden Fall vermieden werden, da sich das Seil dort leicht verfangen könnte.

Beim Abseilen immer konzentriert und im Team arbeiten, bis alle Mitglieder sicher angekommen sind. Gegenseitige Kontrolle ist Trumpf!

15.2 Daran solltest du immer denken:

Trag einen Helm!

Wenn du ein Sicherungsgerät verwendest, solltest du in der Lage sein, mit einem Halbmastwurf abzuseilen.

16. Felsklettern

Jeder Kletterer sollte in der Lage sein, auch in Bergschuhen annähernd sicher am Fels zu klettern. Je nach Witterung kann es beim Alpinklettern erforderlich sein, die Kletterschuhe gegen Bergschuhe auszutauschen, um ein sicheres Weiterkommen zu garantieren.

Zudem ist es wichtig zu verstehen, wie passiver und aktiver Schutz sowie Rack Pro, Karabiner und Schlingen am besten eingesetzt werden können, um Stolperfallen beim Klettern zu vermeiden.

17. Klettern im Schnee

Vergewissere dich beim Klettern in Eis und Schnee immer, dass die Steigeisen einen guten Tragekomfort bieten und du die Techniken zur Selbstsicherung mit dem Eispickel sicher beherrschst. Man sollte immer so klettern, dass man in der Lage ist, durch eigene Kraft bzw. Selbstsicherung ein Wegrutschen auch beim Stolpern etc. zu vermeiden und nur im extremen Ernstfall auf die Seilsicherung angewiesen ist.

Aufsteigen im Schnee kann harte Arbeit sein. Die Beherrschung effizienter Aufstiegs- und Abstiegstechniken sowie Trittsicherheit ist ratsam.

Nicht vergessen: Immer den lokalen Lawinenlagebericht konsultieren.

18. Verankerung in Eis und Schnee

Sichere Verankerungen in Eis und Schnee bauen zu können ist fürs Alpinklettern eine wichtige Voraussetzung, egal ob bei der Querung eines Gletschers, in steilen Schluchten oder bei der Bergung aus einer Gletscherspalte. Verankerungen im Schnee können mit unterschiedlichen Hilfsmitteln wie beispielsweise Skiern oder Eispickeln gebaut werden. Die Standard-Verankerung ist jedoch ein Schnee-/Firnanker (snow picket), die als „T-Anker“ oder „Toter Mann“ horizontal bzw. vertikal fixiert werden, um eine sichere Verankerung herzustellen.

Schnee selbst kann auch ein zuverlässiger Anker sein. Unter den richtigen Bedingungen kann ein Schneepoller eine sehr feste und sichere Konstruktion sein. Schnee kann eine großartige Allzweck-Verankerung sein und ein Schneepoller kann auch bei der Bergung aus einer Gletscherspalte eingesetzt werden. Andere nützliche Sicherungstechniken im Schnee sind: Eispickel-Stiefel-Sicherung und Karabiner-Eispickel-Sicherung mit Sicherung am Hüftgurt.

19. Seilschaft am Gletscher

Gletscher sind Massen oder Flüsse aus Eis, die durch die Ansammlung und Verdichtung von Schnee auf Bergen entstehen und sich sehr langsam bewegen. Gletscher können durch tiefe Risse und Spalte gekennzeichnet sein. Auf den Gletschern bleiben ernsthafte Gefahren wie beispielsweise Gletscherspalten, herabstürzendes Eis und schwache Schneebrücken oftmals gut verborgen. Um einen Gletscher zu queren oder zu besteigen ist es üblich, sich anzuseilen bzw. eine Seilschaft zu bilden.

20. Anseilen

Bei einer Seilschaft aus drei bis vier Mitgliedern seilen sich alle Mitglieder mit einem Achterknoten mit Schlaufe oder mit einem Schmetterlings-Knoten am Seil an.

Unabhängig davon, welchen Knoten du zum Anseilen nutzt, solltest du das Seil mit der Sicherungsschlaufe deines Klettergurts verbinden, indem du je einen Verschluss- und einen Normalkarabiner mit einander entgegengesetzten Öffnungsrichtungen verwendest.

Zwischen den einzelnen Mitgliedern der Seilschaft muss ein sinnvoller Abstand eingehalten werden. Bei einem Zweierteam gilt ein Abstand von 15 bis 20 Metern mit mindestens drei Bremsknoten dazwischen. Bei einem Dreierteam ist ein Abstand von 10 bis 12 Metern, mit mindestens einem Bremsknoten dazwischen, einzuhalten. Bei größeren Teams empfiehlt sich ein Abstand von etwa acht Metern, ein Bremsknoten ist bei größeren Seilschaften nicht erforderlich. Der letzte Mann der Seilschaft kümmert sich um das überschüssige Seil welches idealerweise mit einer Schmetterlings-Spule im Rucksack verstaut wird und im Notfall für einen Rettungseinsatz griffbereit ist.

21. Aufstieg in der Seilschaft

Bei der Begehung eines Gletscher müssen das Sicherungsseil immer talwärts und der Eispickel immer bergseitig gehalten werden. Halte das überschüssige Seil beim Gehen immer von den Füßen fern (Stolpergefahr!). Sei wachsam, um im Falle eines Sturzes eines Teammitglieds schnell reagieren zu können.

22. Bergung aus einer Gletscherspalte

Der beste Weg, um zu verhindern, dass ein Teammitglied in eine Gletscherspalte fällt, besteht darin, sich mit großer Vorsicht in der Seilschaft zu bewegen. In einigen Notsituationen kann sich der gestürzte Kletterer selbst aus einer Gletscherspalte retten, indem er mithilfe eines Prusik-Knotens oder eines anderen Knoten bzw. einer Klemmsicherung über das Seil aus der Spalte klettert.

Eine Bergung aus einer Gletscherspalte ist für die gesamte Seilschaft sehr herausfordernd und ein komplexer Vorgang. Weder ein Fachbeitrag noch ein Video-Tutorial kann in dieser Notsituation qualifizierte Anweisungen und Erfahrungen ersetzen. Die Bergungsszenarien können sehr unterschiedlich sein: Die Größe der Seilschaft, welcher Kletterer gerettet werden muss und viele weitere Faktoren sind entscheidend.

Bei einer Bergung aus einer Gletscherspalte gilt es folgende Schritte zu berücksichtigen:

  • Stoppen des Sturzes (Team arrest)
  • Bauen einer Verankerung
  • Übertragung des Gewichts des Kletterers auf die Verankerung
  • Vorbereitung der Lippe der Gletscherspalte für die Sicherung
  • Einrichten eines Zug-Systems
  • Bergung des gestürzten Kletterers aus der Spalte

Wichtig: Stellt immer sicher, dass alle, die aktiv an der Bergung beteiligt sind, auch immer mit einer Verankerung verbunden sind

Eine selbstsichernde Seilrolle reduziert die Reibung und ermöglicht eine verbesserte Kraftübertragung beim Ziehen, was insbesondere bei kleinen Seilschaften von zwei bis drei Personen von Vorteil ist.

23. HAFTUNGSAUSSCHLUSS

Alpinklettern und Bergsteigen sind Risikosportarten. Jeder Kletterer muss die gesamte Verantwortung für sein Handeln übernehmen und immer im Rahmen der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen in den Bergen unterwegs sein. Andernfalls kann es zu schweren bis hin zu tödlichen Verletzungen kommen. Dieser Ratgeber soll einen Überblick zu verschiedenen Sicherheitsaspekten geben. Er ersetzt auf keinen Fall die notwendigen Schulungen und Ausbildungen, um in den Bergen sicher unterwegs zu sein.

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