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Simon Gietl & Mark Oberlechner eröffnen Mixed -Tour „Kalipe“ an der Peitlerkofel Nordwand

#ATHLETESTORY

„Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist!“ – Victor Hugo

Bereits vor vier Jahren war Simon die imposante Eisspur auf der Nordseite des Peitlerkofels das erste Mal aufgefallen. Bei jeder Fahrt Richtung Bruneck zog dieser dünne hellblaue Streifen in der markanten Nordwand seine Aufmerksamkeit auf sich, formierte sich aber nie zu einem konkreten Plan. Vergessen konnte er sie trotzdem nicht.

Als sich die Eislinie in diesen Winter wieder bildet und die richtigen Bedingungen herrschen, wird aus einer vagen Idee ein fixer Plan. Und wer Simon kennt weiss, dass es dann kein Halten mehr gibt. So fährt er am 18. Januar aufs Würzjoch, um sich die Wand aus der Nähe anzuschauen und kehrt mit der Überzeugung "diese Linie muss geklettert werden" nach Hause zurück, um sich einen Schlachtplan zurechtzulegen.

Vorbereitung ist die halbe Miete – vor allem für eine solch herausfordernde Unternehmung. Und so schaut sich Simon gemeinsam mit seinem Seilpartner Davide Prandini einige Tage vorher noch einmal die Situation am Peitlerkofel genauer an. Gemeinsam spuren sie die ersten sechs Seillängen. Ihr Augenmerk gilt der Schneesituation und der möglichen Linienführung auf der Eisspur. Dabei entsteht die Idee diese Route nonstop in einem Tag zu bewältigen und die Entscheidung sie tatsächlich anzugehen.

Am 26. Januar um 6.30 Uhr steigt Simon dann mit seinem Partner Mark Oberlechner hoch motiviert und konzentriert in die Route ein. In den ersten Seillängen macht ihnen ein stürmischer, kalter Nordwind das Klettern schwer. Die ohnehin schon tiefen Temperaturen fühlen sich um einiges frostiger an als erwartet. Bis zum Einststieg der markanten Eisspur klettern sie alles simultan. Dann schließlich die heikle und schwierig Passage durch die Eisspur. Die Schlüsselseillänge entpuppt sich als wirklich ernsthaftes Unternehmen mit vielen gefrorenen Schneepolstern und einer sehr dünnen Eisauflage, in der eine verlässliche Absicherung kaum möglich ist und unzählige Spindrifts das Klettern erschweren. Hochkonzentriert und mit größter Vorsicht gelingt es ihnen diese Länge, in der Stürzen keine Option ist, zu meistern. Danach verliert die Eislinie ihre Steilheit spürbar und das Klettern wird entspannter und technisch einfacher. Die Möglichkeit zuverlässige Standplätze einzurichten nimmt mit dem geneigten Gelände wieder zu, allerdings ist das Anbringen von Zwischensicherungen sehr schwierig. Nach ca. 200 Metern ist die Eisspur zu Ende und ein logischer Kanal sowie ein Schneegrat weisen die Linie zum Gipfel, dessen Erreichen sich jedoch aufgrund des lockeren Tiefschnees noch als äußerst anstrengend erweist.

Um 11.50 Uhr – nach mehr als 5 Stunden harter körperlicher Arbeit - erreichenSimon und Mark endlich den Gipfel und schütteln sich überglücklich die Hände. Ein ganz besonderes Gefühl macht sich breit. Das Gefühl, genau die richtige Zeit gewählt zu haben, um diese Idee in die Tat umzusetzen.

Infos zur Route:
Die neue Route „Kalipe“ befindet an der Nordseite des Peitlerkofels, Länge 600m, Kletterstrecke 700m
Schwierigkeit: M6
Material: Serie Friends, eventuell Hammer und Haken, 5 Haken wurden belassen
Zustieg: vom Würzjoch aus in 1Stunde zum Einstieg (von der Straße gut sichtbar)
Abstieg: Normalweg
Eröffnung: 26. Januar 2019

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