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Bergführer sein – ein vielseitiger Beruf

#SALEWA3000

„Ein Bergführer muss die Berge lieben. Und auch die Menschen,“ sagte ein staatlich geprüfter Bergführer aus Österreich beim Bergführer-Apéro auf der Warnsdorferhütte im Nationalpark Hohe Tauern. Stefan Zangerl, der Hüttenwirt, ist selbst Bergführer und hat einige Zeit in der Schweiz geführt. Den Apéro lernte er bei den Schweizer Kollegen kennen und schätzen. Seit dieser Saison erfreut diese neue Tradition alle Bergführer, die die Warnsdorferhütte als Ausgangspunkt für ihre Bergtouren wählen.
Wir erreichen die gletschernah gelegene Berghütte kurz vor dem Abendessen und Stefan drückt uns freundlicherweise auch ein Apéro-Gläschen in die Hand.
„Manchmal ist es so, als wenn Du mit Deinen Kindern unterwegs bist: Hast Du die Schuhe gescheit geschnürt? Ist der Rucksack effizient gepackt? Nein, wir machen jetzt keine Pause, wir gehen weiter,“ erzählt ein anderer Bergführer. Es ist ein Gespräch über das Führen am Berg. Was es braucht. Was es ausmacht. Und auch ein Gespräch über die Vielseitigkeit dieses alpinen Berufs. Einige bei diesem Apéro üben ihren Beruf in Vollzeit aus. Andere hingegen sind nebenberuflich als Bergführer tätig. Das ist keine Seltenheit, denn es gibt viele spannende Kombinationen, die den Alltag abwechslungsreich und auch frei gestalten. Wir haben, zurück im Tal, mit Sam Greinsberger und Roland Groll gesprochen.
Beide sind Bergführer. Beide haben eine Kombination gewählt. Sam ist Feuerwehrmann und staatlich geprüfter Bergführer. Roland absolvierte die Ausbildung zum Polizisten. Anschließend wurde er Polizei-Bergführer.
Zu ihrem Alltag, den Vorteilen ihrer Berufswahl und ihren Lieblingsdisziplinen am Berg haben wir sie befragt.

Wann habt ihr die Ausbildung zum Bergführer und Feuerwehrmann bzw. Polizisten absolviert?
Sam:
Bei mir war das interessanterweise beides etwa zur gleichen Zeit. Meine Bergführerausbildung habe ich von 2000 bis 2003 realisiert. Bei der Berufsfeuerwehr bin ich seit dem Jahr 1999.
Roland: Meine Ausbildung habe ich im Jahr 2011 begonnen und 2012 beendet.

Foto von Sam Greisenberger

Was war zuerst da: Die Idee Bergführer zu werden oder der Gedanke Feuerwehrmann zu werden bzw. zur Polizei zu gehen?
Roland:
Als Polizei-Bergführer ist das klar vorgegeben. Du musst bereits fertig ausgebildeter Polizist sein bevor Du Polizei-Bergführer werden kannst. Der Weg durch die Polizei-Schule ist somit Voraussetzung.
Sam: Für mich stand recht früh fest, dass ich Bergführer werden möchte. Der Entschluss zur Feuerwehr zu gehen, wurde durch meinen Vater beeinflusst, der auch bei der Berufsfeuerwehr war. Da hatte ich aber den Bergführer-Eignungstest Winter schon hinter mir.
Ich habe bereits mehrmals die Erfahrung gemacht, dass es manchmal gar nicht so schlecht ist, auf die „Alten“ zu hören.

Welche Vorteile seht ihr darin, den Beruf in Kombination auszuüben? Würdet ihr Euren Berufsweg wieder gehen?
Sam:
Auf alle Fälle! Da ich bei der Feuerwehr in der Höhenrettung tätig bin, habe ich auch beruflich viel mit Seilen zu tun, was ich sehr cool finde. Das ist zwar etwas anderes als im Alpinismus. Es hat aber viel mit speziellen Rettungsverfahren und Seilzugangstechnik zu tun. Der große Vorteil für mich ist, dass ich führungsmäßig sehr frei bin und nur die Jobs annehme, die mich auch ansprechen. Aufgrund des Schichtdienstes bei der Feuerwehr, lassen sich beide Berufe recht gut kombinieren. Roland: Als Polizei-Bergführer habe ich wahrscheinlich einen der abwechslungsreichsten Jobs. Neben dem klassischem Polizei- und Alpindienst bin ich auch in der Ausbildung von Polizei-Bergführern tätig und arbeite als Flugretter am Polizeihubschrauber. Ja, ich würde diesen Berufsweg mit Sicherheit wieder gehen!

Wie sieht denn Euer Alltag aus?
Roland:
Polizei-Bergführer sind Spezialisten in der Unfallermittlung im alpinen Gelände. Wir werden das ganze Jahr über zu Unfällen am Berg, egal um welche Bergsportdisziplin es sich handelt, alarmiert. Unsere Aufgabe ist es, in erster Linie gemeinsam mit der Bergrettung für die notwendige Hilfe zu sorgen. Darüber hinaus müssen wir den Unfallhergang klären und Beweise vor Ort sichern. Am Ende wird das Ermittlungsergebnis an die zuständige Behörde berichtet. Sam: Ich bin ja bei der Feuerwehr zusätzlich zum Einsatzdienst noch als Ausbilder und Einsatzleiter in der Höhenrettungsgruppe tätig. Diese wird bei Einsätzen hinzugezogen, wo Drehleitern und andere feuerwehrtechnische Mittel bedingt durch Höhe, Tiefe oder Exponiertheit nicht mehr eingesetzt werden können. Die Situationen müssen seiltechnisch gelöst werden. Dazu gehören Arbeitsunfälle auf Baustellen, Unwetterschäden bis hin zu Personen, die sich von einem Gebäude stürzen wollen. Als Bergführer bin ich an meinen freien Tagen unterwegs. Aktuell hauptsächlich beim Klettern. Im Winter auch oft außerhalb des Alpenbogens z.B. in Norwegen und Island zum Skitouren gehen.

Deine Lieblingsdisziplin am Berg ist?
Sam:
Das ist schwierig zu sagen. Ich denke, dass ich echt ein Allrounder bin. Alles mit Ski im Winter, aber alles was mit Klettern zu tun hat, egal ob Fels, Eis oder kombiniert finde ich genauso lässig!
Roland: Ja, die Frage ist schwierig. Ich bin überall "zu Hause“. Aber Eisklettern ist dann doch die Disziplin, die mich am meisten fasziniert.

Foto von Roland Groll

Wie gefragt sind Eure Berufe aus Eurer Sicht?
Sam:
Na ja, bei der Feuerwehr in einer Großstadt ist immer was los und solange wir das Glück haben, Reisen zu dürfen, um tun zu können, was wir gerne möchten, ist Bergführer nach wie vor ein super schöner und gefragter Beruf. Da ist Corona vielleicht tatsächlich ein „Lehrmeister“ der uns zeigt, wie schnell alles anders sein kann und dass wir das was wir haben mehr schätzen und schützen sollten!
Roland: Ich denke, dass es ein sehr gefragter Beruf ist. Da er aber nur als Polizist ausgeübt werden kann, ist er nur einem eingeschränkten Personenkreis zugänglich.

Gibt es Nachteile, die Dich beschäftigen?
Roland:
Nein. Nicht wirklich. Man muss sich aber bewusst sein, dass man während der Unfallermittlung doch viele traurige Erfahrungen macht. Man muss lernen, damit umzugehen und diese richtig zu verarbeiten. Das ist das Einzige, dass ich als Nachteil bezeichnen kann.
Sam: Wenn ich einen Nachteil sehe, dann ist es wohl der Alpintourimus. Dieser hat in den letzten Jahren viel Raum in den Alpen in Beschlag genommen und da man ja irgendwie auch Teil davon ist, gibt es nicht nur Vorteile! Aber so richtig habe ich noch keine Lösung gefunden, wie ich selbst am besten damit umgehe. Ich finde es zum Beispiel super, dass SALEWA mit #SALEWA3000 für die Sanierung des Glocknerbiwaks sammelt. Denn aus meiner Sicht haben massentaugliche Hütten mit jeglichem „Luxus“ im alpinen Raum nichts verloren und ein bisschen Basic-Denken würde vielen bestimmt nicht schaden!

Drei Worte, die Eure Berufe beschreiben?
Sam:
Erfahrung, Erlebnis und immer wieder Überraschungen.
Roland: Ich ergänze: Spannend, abwechslungsreich und luftig.

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