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Anna Stöhr

Anna Stöhr: La Résistance

#ATHLETESTORY

Route: La Résistance
Schwierigkeitsgrad: 8c
Erstbegehung: Alexander Huber 1993
Klettergebiet: Schleier Wasserfall / Tirol

Letzte Woche bin ich eine Route geklettert, von der ich lange Zeit geträumt hatte: "La Résistance" am Schleier Wasserfall. Alex Huber hat diese Route im Jahr 1993 erstbegangen.
Die Route beginnt mit einer schwierigen Bouldepassage, die zum härtesten Zug führt: eine weiter Schulterzug nach rechts. Der knifflige Teil für mich bestand darin, diese weit ausholende Bewegung zu machen, dann mein Gewicht nach rechts zu verlagern und meinen Fuß nach oben zu bringen. Nach dieser Schlüsselstelle beginnt der steilste Abschnitt der Route: Weite Züge an einigermaßen guten Löchern führen in zunehmend vertikales Gelände, bevor man zu einem guten Raster kommt, wo man vor dem letzten Abschnitt der Route noch einmal durchatmen kann.

Diese Route bedeutet mir sehr viel, denn ich war mir nicht sicher, ob ich sie schaffen würde. Im vergangenen Herbst habe ich begonnen, diese Linie zu probieren, nachdem ich die wohl bekannteste Linie des Schleiers namens "Wassermusik" punkten konnte. Bisher hatte ich nur große Jungs gesehen, die "La Résistance" versucht hatten, und ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich den Schulterzug nach dem Boulder am Start noch hinkriegen würde. Ich konnte diesen Zug nur ein paar Mal am Tag ausprobieren, weil dieser Zug wirklich intensiv für die Schulter ist und ich mich nicht verletzen wollte. Nach der Quarantäne fehlte mir die Ausdauer, um den oberen Abschnitt zu klettern, aber meine Motivation war sehr groß. Ich war einfach so froh, endlich wieder im Freien zu klettern und die Tage am Fels verbringen zu können. Dank meiner Motivation machte ich schnell Fortschritte. Am 20. Mai war dann der große Tag gekommen: Ich schnürte mir die Schuhe zu, atmete tief durch, gab an der Schlüsselstelle alles und ließ nicht mehr los. Ich war im Flow und genoss es sehr, durch den steilen, schweren Abschnitt zu klettern. Als ich den Henkel vor der letzten Platte erreichte, wusste ich, dass ich es bis ganz nach oben schaffen würde. Im letzten Teil der Route konnte ich nicht aufhören zu lächeln, denn ich wusste, dass ich diese wunderschöne Route gerade an einem traumhaften Tag geklettert war. Was ich noch vor einigen Wochen für selbstverständlich gehalten hätte, erschien mir jetzt wie ein riesiges Geschenk.

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