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ALTRIPIANI

TREKKING AUF DEM BERGRÜCKEN DES UČKA, KROATIEN

#SALEWAFACES

„Da, siehst du, dort müssen wir hin.
Das ist der höchste Punkt des Bergrückens, 1401 Meter.
Und dann? Hmm, und dann gehen wir weiter ...
Es sind etwa 42 Kilometer und ab der halben Strecke kann man das Meer sehen, die Inseln Cres und Lošinj sowie die Adria, die die gesamte kroatische Küste umspült, bis nach ganz unten.
Eine Augenweide!“

Wir befinden uns im Naturpark Učka: Auf dem Bergrücken dieses Vorgebirges entlangzuwandern hatten wir schon seit ein paar Jahren geplant. Viele Male haben wir diesen endlos langen Kamm gesehen – nämlich jedes Mal, wenn wir unterhalb davon entlangfuhren, um Glorijas Großeltern in ihrem Heimatort zu besuchen. Istrien ist eine wunderschöne dreieckige Halbinsel mit unzähligen Kontrasten. Auf der einen Seite das zauberhafte Meer, Synonym für Entspannung und ein Magnet für Badetouristen, auf der anderen Seite das Hinterland, in dem es kleine Dörfer im venezianischen Stil und eine ganze Reihe von Outdoor-Aktivitäten zu entdecken gibt. Hier und da tauchen auf den höchsten Hügeln kleine Dörfer auf, und ihre weißen Glockentürme ragen aus dem dichten grünen Blattwerk hervor. Istrien präsentiert sich als eine sanft geschwungene Landschaft, deren zahlreiche Felder von Menschen bestellt werden, die bis heute neben Istriotisch und Kroatisch auch den venezianischen Dialekt sprechen. In der Nähe der Häuser sieht man stets jede Menge Tiere: Schafe, Hühner, Schweine, Rinder, aber vor allem Ziegen. Wenn man durch die Natur spaziert, kann man den Duft reiner Luft atmen, und hier und da schimmert zwischen den Gräsern istrischer Stein hervor, der seit jeher ein begehrtes Baumaterial ist. Es mangelt weder an Weingärten noch an Olivenbäumen, die der Borawind in Richtung Erde gekrümmt zu haben scheint. Istrien ist unbedingt eine Reise wert, aber auch ein guter Ort zum Leben.

Unser Trekking gliedert sich in zwei Etappen: Die erste ist 19 Kilometer lang und führt vom Weiler Brgudac auf 739 Meter Höhe (oberhalb von Lupoglav) über den Gipfel des Učka – der mit seinen 1401 Metern ü. NHN der höchste Punkt der gesamten Route ist – bis zur kleinen Hütte Babino Sklonište. Auf ihren drei Schlafplätzen in 1012 Metern Höhe oberhalb der Stadt Lovran verbringen wir die Nacht. Die zweite Etappe erstreckt sich über 22,8 Kilometer und bringt uns von der Hütte bis nach Plomin in 168 Meter Höhe. Es handelt sich um eine lange Tour, die auf etwa 42 Kilometern kontinuierlich an- und wieder absteigt, aber keine besonderen Schwierigkeiten aufweist; trotzdem sollte man trainiert sein und eine gute Kondition, technische Schuhe mit ausgezeichnetem Grip sowie ausreichend Wasser mitbringen. Wir haben die Strecke in zwei Tagen im Frühling absolviert – unter einer brennenden Sonne und bei starkem Borawind. Nachdem unsere Füße zu Beginn ab und zu im Schnee versunken waren, führte der Weg gegen Ende der Tour zwischen den Gipfeln Sisol und Bukovo über kantigen istrischen Stein.

Die zwischen den Bergen und dem Meer gelegene Region begeistert mit einer reichen und vielfältigen Flora und Fauna. Der Berg Učka ist größtenteils von Buchenwald bedeckt, in dem zudem einige wenige Hainbuchen, Eichen und Schwarzkiefern anzutreffen sind. Wer im Herbst hinfährt, hat gute Chancen, Steinpilze, Herbsttrompeten und Trüffel zu finden. Im Frühling hingegen bringt die Suche nach Wildspargel Spaß und einen freien Kopf. Man lässt die Gedanken schweifen, konzentriert sich auf das Sammeln und versucht, zwischen Gehölz und Brombeersträuchern mehr zu finden als alle anderen.

Vom höchsten Gipfel aus hat man eine atemberaubende Aussicht. Der Schatten der dichten Wälder, die Stille der Wege, die Kraft des Borawinds, die Frühlingsluft und der sanft geschwungene Berg: Die Besteigung des Učka verspricht zahllose Eindrücke und Emotionen – wenn man einfache, raue Orte zu schätzen weiß. Das Massiv trennt die Kvarner Bucht von Mittelistrien und beherrscht die gesamte Landschaft im Landesinneren. Auf der Spitze bietet sich einer der schönsten Blicke auf Kroatien, der an klaren Tagen Rijeka, die Insel Cres, die dalmatinischen Inseln, den Velebit sowie im Norden die italienischen Alpen, den Karst, die Julischen Alpen und die Dolomiten einschließt. An seinen Flanken gibt es kleine Quellen und ebenso viele kleine Dörfer zu entdecken. Die Tatsache, dass der Berg etwas isoliert vom übrigen Gebirgszug und zudem in Meeresnähe liegt, macht ihn einzigartig und besonders. Es ist eine Augenweide, wie er am östlichen Ende Istriens einsam ansteigt und dann plötzlich im Meer versinkt. Wegen der steil abfallenden Hänge erscheint er viel höher, als er tatsächlich ist – und doch sind es immerhin 1400 Höhenmeter, wenn man in Küstennähe startet.

Es war herrlich, zwischen Berg und Meer im warmen Licht der am Horizont versinkenden Sonne zu wandern und sich anschließend mit den letzten, durch die Buchen scheinenden Strahlen auf die Suche nach einem kleinen Häuschen im Wald zu begeben, um dort die Nacht zu verbringen. Am Ende dieser fantastischen Wanderung bleibt nur eine Frage offen, während man an einem Glas Malvasia nippt: Soll man zum Abendessen das ausgezeichnete Fleisch oder den köstlichen Fisch wählen? Wir hoffen, dass euch diese Tipps Lust darauf gemacht haben, eure Ausrüstung einzupacken, von zu Hause aufzubrechen und in ein neues Abenteuer zu starten – sobald dies wieder möglich sein wird. Vor allem in der Nebensaison ist Istrien wie die gesamte kroatische Küste ein wahrer Traum.

ÜBERNACHTUNG:
„Babino sklonište“ ist eine kleine Holzhütte mit Blick auf das Meer, die von der Gemeinde Lovran betrieben wird. Es empfiehlt sich, einen Schlafsack und eine Matte mitzubringen, denn es stehen lediglich drei einfache, nackte Pritschen zur Verfügung. Wir hatten sicherheitshalber ein leichtes Zelt dabei, da wir den Zustand der Hütte nicht kannten.

WEITERE INFORMATIONEN ÜBER DAS PROJEKT UND UNSERE TREKKINGTOUREN:
[email protected]
www.altripiani.org

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