hp_blog9_top_banner_1 hp_blog9_top_banner_1

Das Ende des Sommers als #hüttenpraktikant

#HÜTTENPRAKTIKANT

50 Berghütten, 72.900 Höhenmeter, 783 Kilometer und 53 Berggipfel – am letzten Tag seines dritten Sommers als #hüttenpraktikant in der Schweiz teilte Pascal Schumacher seine Notizen mit uns. Die Woche nach seiner Spaghetti Tour – wir berichteten darüber im vorherigen Blogbeitrag – hielt er den Takt der vergangenen Wochen, besuchte elf Hütten und stieg auf sieben Gipfel. Der Alvier (2.343 m) und die namensgleiche Alvierhütte im Kanton St. Gallen sollten den letzten Höhepunkt seines Hüttenpraktikums markieren. Auf den Alvier folgte ein Abstieg hinunter ins Tal, dann Urlaub.

Zur gleichen Zeit weiter östlich, erlebte Verena Helminger ihre letzten Tage als #hüttenpraktikant im Nachbarland Österreich. Die junge Bergsportlerin, die gerne Bergerlebnisse mit Gleichgesinnten teilt, erlebte einen ruhigen, entspannten Ausklang ihres einmaligen Sommers. Das Wetter zeigte sich wieder unbeständig, die Wege und Pfade eher einsam, Schnee fiel und verhinderte ihren geplant letzten Gipfel, den Hohen Riffler (3.168 m). In der Stube der Edmund Graf Hütte (2.408 m), umhüllt von Schneefall, nahm sich Verena Zeit und schrieb einige Gedanken auf, die sie wenige Tage später mit uns teilt:

„Es war eine einmalige, superschöne Zeit“, fasst Verena die zwei Sommermonate zusammen, die sie von Berghütte zu Berghütte unterwegs war. Acht Wochen, in denen sie viel Neues entdeckt hat: Unbekannte Gebirgszüge aus unterschiedlichstem Gestein gemacht. Gipfel, von denen sie noch nie vorher in die Ferne blicken durfte. Unzählige Gespräche mit Freunden, Familienmitgliedern und Fremden, die nun nicht mehr fremd sind. Zu den neuen Gesichtern in ihrem Leben zählt sie starke Persönlichkeiten und liebevolle Menschen, die sie inspirierten und die sie auf jeden Fall wiedersehen wird. Die acht Wochen, ein ständiges auf und ab, lehrten sie wieder einmal, wie wenig es braucht, um zufrieden zu sein: ein warmer Schlafsack, wetterfeste Funktionsbekleidung, zuverlässige Bergstiefel und einen Rucksack, der nach einigen Tagen kaum mehr zu spüren ist. Teils hatte sie das Gefühl, schneller zu Fuß von A nach B zu kommen als mit dem Auto. Sie überquerte Gebirgszüge, Pässe, Gletscher. Ließ Täler mit wenigen Schritten hinter sich, um gleichzeitig in andere hinabzusteigen. Blieb tagelang in der Höhe, wo keine Straßen und Bergbahnen mehr sind. Sportlich kam sie hin und wieder an ihre Grenzen. „Ein schönes Gefühl, körperlich müde zu sein“, beschreibt Verena. Etwas Schlafmangel nahm sie dafür gerne in Kauf.
Sie lernte Zeit und Raum ohne Handyempfang zu schätzen, weil ihre Aufmerksamkeit dann jeweils ungeteilt dem anlogen Moment galt. Sie genoss Zweisamkeit und entdeckte, dass, mit sich allein zu einer Hütte aufzusteigen, keinesfalls einsam sein muss.
„Irgendwann denkt man so vor sich hin. Die Gedanken kommen und gehen, ohne dass ich letztlich noch weiß, worüber ich nachgedacht habe“, erinnert sich Verena an einen jener Momente, in denen sie 5-6 Stunden zur nächsten Hütte vor sich hatte und ausnahmsweise allein aufstieg.
„Irgendetwas denkt man ja immer“, schiebt sie nach. „Welche Gipfel besteige ich heute noch? Auf welche Hütte gehe ich als nächstes? Wen treffe ich auf der Hütte? Wie wird das Wetter Morgen sein?“.

Hüttenpraktikantin Verena

Die Wetterfrage hat Verena und Pascal im Juli und August wohl am meisten beschäftigt. Der Juli und auch der August zeigten sich so unbeständig und extrem, wie lange nicht. „Es war alles dabei; Starkregen, Nebel, Schnee, unheimliche Gewitter“, lässt Verena Revue passieren.
Und sie ergänzt, dass die extremen Wetterverhältnisse Spuren hinterlassen. Nicht nur, dass Pfade verschwunden sind, Brücken weggespült von den rasant anschwellenden Gebirgsflüssen, Berggipfel bröckeln, Muren abgehen. Sie hat die unterschiedlichen Extreme in diesem Sommer gespürt wie noch nie. Sie war draußen, konnte sehen, hören, spüren, welch unbändige Macht die Natur hat. „Das war teils wirklich schockierend für mich“. In Gesprächen mit Hüttenwirten – oft saß sie nach der Hüttenruhe noch allein mit den Pächtern in der Stube – kam sie unweigerlich auf das Wetter. „Viele Hüttenwirte arbeiten seit Jahren dort oben“, erzählt sie. „Alle sagten sie, dass es so extrem über so einen Zeitraum wohl noch nie war.“

Der Austausch mit den Teams auf den 50 Berghütten, die sie besuchte, lehrte sie auch, wie aufwendig und anstrengend die Versorgung der Gäste ist, insbesondere auf den höher gelegenen Hütten. Umso mehr genoss sie die liebevoll zubereiteten Mahlzeiten und die beständig herzliche Gastfreundschaft.
„Auf den Berghütten habe ich mich teils richtig entschleunigt gefühlt“, erinnert sich die 27-jährige Salzburgerin. Die gute Laune auf den Hütten, trotz der vielen Arbeit ohne Pause, erlebte sie als ansteckend und bereichernd. „Als wenn die Umgebung auf die Stimmung abfärbt und alles Stressige dort oben relativiert“, beschreibt Verena die Stunden in den Schutzhütten. „Die Natur vor der Haustür, alle sind „per du“, Sorgen haben dort nichts verloren“, ergänzt sie lachend. Für sie waren die Hütten perfekte Orte zum Entspannen und Abschalten. Sie wünscht sich, dass alle Bergsteiger*innen diese wohltuenden Orte ein bisschen mehr schätzen und sich bewusst machen, dass Alles, was dort angeboten wird – von der warmen Dusche, über frischen Salat und regionale Gerichte, bis zur Bettwäsche hin zu sauberen Sanitäranlagen – nicht selbstverständlich ist. „Jeder Hüttengast kann einen Beitrag leisten, in dem er sorgsam mit den vorhandenen Ressourcen umgeht und möglichst keine Spuren hinterlässt“, schließt Verena das Thema ab.

50 Berghütten, 60.780 Höhenmeter und 774 Kilometer – das sind die summierten Zahlen, die unterm Strich unter Verenas Notizen stehen und ihren Weg nach den acht Wochen zusammenfassen. Was auf ihren Bergsommer von Hütte zu Hütte folgt? „Ich bin wieder mittendrin im Alltag; Frühstück, Arbeit, Abendessen, Laufen und Training“, antwortet sie. Die Erlebnisse des Hüttenpraktikums, all die Begegnungen und Momente, werden sie im Alltag noch eine Weile begleiten.

Hier erfährst du, auf welchen österreichischen Berghütten Verena im Juli und August war.

verena_h-ttenpraktikant_004 verena_h-ttenpraktikant_004
verena_h-ttenpraktikant_005 verena_h-ttenpraktikant_005
verena_h-ttenpraktikant_002 verena_h-ttenpraktikant_002
verena_h-ttenpraktikant_003 verena_h-ttenpraktikant_003