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„Wo geht es hin?“ oder Spaghetti Tour spontan

#HÜTTENPRAKTIKANT

„Wo geht es hin?“ – Mit dieser Frage haben wir vergangene Woche das Telefonat mit Pascal Schumacher beendet. Unser Schweizer #Hüttenpraktikant antwortete voller Vorfreude: „Der Plan ist mal nach Zermatt. Mein Traum wäre die Dufourspitze.“ Der 4.634 Meter hohe Gipfel gilt als der höchste der Schweiz. Eine Woche später erzählt er uns vom Wahnsinnsgefühl auf der Dufourspitze und von 13 weiteren Viertausendern, die er in fünf Tagen recht spontan mit seinem Freund Pete(r) bestiegen hat.

„Langsam, aber sicher bin ich müde“, eröffnet Pascal Schumacher diese Woche unseren Austausch. Seine letzte Woche als #hüttenpraktikant ist angebrochen, er ist bereits seit zwei Tagen zwischen Berg und Tal unterwegs und die Woche im Monte Rosa Massiv wirkt noch nach – mental wie physisch. „Die Woche ab meinem 30. Geburtstag war mit Abstand das Highlight der ganzen zwei Monate als Salewa #hüttenpraktikant“, erzählt Pascal. Zu Wochenbeginn traf der Bergsteiger in Visp im Wallis auf seinen Freund Pete – eigentlich Peter, aber das „r“ lässt dieser lieber weg. Die zwei hatten noch nicht so richtig einen Plan B. Plan A, die Spaghetti-Tour, wollte nicht recht gelingen, da einige Hütten, die auf der Route liegen, ausgebucht waren. Zwei Schlafplätze konnten sich die Freunde allerdings rechtzeitig sichern. Auf der Monte Rosa Hütte (2.883 m) trafen sie gegen frühen Montagabend bei „wunderschöner Abendstimmung“ ein. Allein waren sie dort oben nicht, die Hütte war „gerappelt voll“. Bei Penne all arrabbiata und einem Geburtstags-Bier kam die Frage auf, wohin es denn nun gehen sollte. Hüttenwart Kilian mischte sich ein und rief prompt seinen Kollegen in der Capanna Regina Margherita (4.556 m) an. „Ausgebucht bis auf den letzten Schlafplatz“, kam die Antwort von der höchsten Hütte Europas. Alternativ reservierte Kilian dann zwei Lagerplätze auf der weiter unten gelegenen Capanna Gnifetti (3.647 m) im Aostatal. „Unser Plan stand somit für die ersten zwei Tage fest: Dienstagmorgen in Richtung Capanna Margherita zusteigen mit dem Tagesziel Refugio Gnifetti.“

Dienstagmorgen um 2 Uhr schulterten Pascal und Pete ihre Hochtourenausrüstung. „Es war eisig kalt und der Gletscher, über den wir stiegen, war krass zerrissen“, erinnert sich der junge Bergsportler. Der Weg über den Gletscher führte über „sehr, sehr schmale Brücken“. Ab etwa 4.000 Metern Höhe, die Luft ist spürbar dünn dort oben, setzte ein Föhnsturm ein, der der Seilschaft arg zusetzte. So wurden die letzten 500 Höhenmeter zur Capanna Margherita ein ziemlicher Kampf durch Kälte und körnerartige Schneeteilchen, die den beiden entgegen „ballerten“. Gegen 7.30 Uhr erreichten Pete und Pascal endlich die Margherita, bestellten heißen Tee, wärmten sich auf, zählten kleine blaue Flecken (durch die Schneekörner, die vom Wind beschleunigt wurden) und betrachteten den Föhnsturm durch das Stubenfenster. Etwa zwei Stunden später, die Sonne setzte sich durch, klingelte das Handy. „Kilian rief an. Er hatte kurzfristig zwei Lagerplätze auf der Margherita für uns organisieren können“, berichtet Pascal. Die Gnifetti Hütte wurde storniert, Pläne in rund 30 Minuten neu geschmiedet und einige Viertausender rund um die höchste Hütte Europas anvisiert. Inklusive der Dufourspitze, Pascals persönlichem Geburtstagswunsch, am Mittwoch. „So haben wir es dann auch gemacht“, lacht der Walenstädter. Nach Signalkuppe (4.554 m), Parrotspitze (4.432 m) und Ludwigshöhe (4.341 m) am Dienstag, erreichte das Team am Mittwoch über Zumsteinspitze (4.563 m), Grenzgipfel (4.618 m) und Nordend (4.609 m) um 10.30 Uhr die Dufourspitze. Für Pascal war es ein Wahnsinnsgefühl, auf dem Dach der Schweiz zu stehen. Insbesondere nach dem Zustieg über zwei schmale Gratpassagen am Gletscher, die Pascal teils als „luftig“ beschreibt. Am Gipfel entschieden die Freunde sich dafür, zur Gnifetti Hütte auf der italienischen Seite abzusteigen. Dort durften sie spontan zwei Schlafplätze von Mittwoch auf Donnerstag beziehen. Beim Abendessen versuchten sie spontan ihr Glück und riefen das Hüttenteam der Rifugio Quintino Sella (3.585 m) an. Sie bekamen eine Zusage für die Nacht von Donnerstag auf Freitag. „Die Spaghetti-Tour war somit quasi safe“, freut sich Pascal rückblickend. Auf das luftige Highlight am Mittwoch folgte am Donnerstagmorgen die Vincent-Pyramide (4.272 m), das Balmenhorn (4.172 m) und die Naso del Lyskamm (4.272 m). Nach diesen drei weiteren Viertausendern stiegen Pete und Pascal 680 Höhenmeter ab bis zur Sella-Hütte. Am letzten Tag der traumhaften Spontantour marschierte die Seilschaft bei Morgendämmerung über das Felikhorn (4.093 m) zum Castor (4.221 m). Von dort aus lockte der Hauptgipfel des Breithorn (4.165 m).

Pascal

Nach dieser großartigen Gipfelodyssee in Eis und Schnee, freuten sich die Zwei über grüne Wiesen und bunte Blümchen rund um Zermatt. „Und über das Ablegen der Steigeisen“, lacht Pascal. „Die Steigeisen werde ich in nächster Zeit nicht mehr so schnell überziehen.“
Die Frage „Wo geht es hin?“ prägte diese Woche, die durch kurzfristige Entscheidungen, die Mithilfe von Hüttenwart Kilian und einigermaßen stabiles Wetter real wurde. Die Zeit als #hüttenpraktikant neigt sich damit buchstäblich zackig dem Ende. Der ein oder andere Gipfel, die ein oder andere Hütte liegt bis Ende August sicher noch auf dem Weg.

 

Pascals spontane Spaghetti Tour – die 14 Gipfel:
1. Signalkuppe (4.554 m)
2. Parrotspitze (4.432 m)
3. Ludwigshöhe (4.341 m)
4. Zumsteinspitze (4.563 m)
5. Grenzgipfel (4.618 m)
6. Nordend (4.609 m)
7. Dufourspitze (4.634 m)
8. Vincent-Pyramide (4.272 m)
9. Balmenhorn (4.172 m)
10. Naso del Lyskamm (4.272 m) 11. Felikhorn (4.087 m)
12. Castor (4.223 m)
13. Breithorn Centrale (4.159m)
14. Breithorn Westgipfel (4.165m)

 

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