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INTERVIEW MIT PETER GRUBER

Tipps der Bergrettung Salzburg

#SALEWA3000

„Es gibt kaum ein erhebenderes Gefühl, als Menschen in Bergnot zu helfen und deren Leben retten zu können“, sagt Peter Gruber, hauptberuflicher Geschäftsstellenleiter des Österreichischen Bergrettungsdiensts (ÖBRD) Landesorganisation Salzburg. Wir haben mit ihm über seinen Beruf, die Strukturen der Bergrettung und die Anziehungskraft der Berge gesprochen.

Hallo Herr Gruber, Sie sind Geschäftsstellenleiter der Bergrettung Salzburg. Was genau sind Ihre Aufgaben?
Peter Gruber
: Die Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle und ich sind für die Abwicklung der laufenden operativen, administrativen und wirtschaftlichen Belange der Salzburger Bergrettung zuständig.

Seit wann gibt es die Bergrettung Salzburg?
Peter Gruber
: Die Ursprünge des österreichischen Bergrettungsdienstes datieren aus dem Jahr 1896. Der österreichische Bergrettungsdienst und die Salzburger Bergrettung in der heutigen Form wurden nach dem zweiten Weltkrieg neu gegründet. Ist dies Ihr Hauptberuf? Oder ein Freiwilligendienst? Peter Gruber: Ich bin hauptberuflicher Geschäftsstellenleiter des ÖBRD Landesorganisation Salzburg.

Wie lange wird das Engagement der Bergretter noch ein freiwilliger Dienst sein?
Peter Gruber
: Das operative alpine Rettungswesen wird in ganz Österreich nach wie vor ausschließlich ehrenamtlich durchgeführt. Aus heutiger Sicht wird das wohl auch noch längere Zeit so bleiben. Aus meiner Warte wird es zu einer Zunahme professioneller Mitarbeiter in administrativen und wirtschaftlichen Belangen – ähnlich dem allgemeinen Rettungsdienst – kommen.

Wie viele aktive Mitglieder hat die Bergrettung Salzburg? Sind Sie für den Post-Lock-Down-Sommer 2020 gut vorbereitet?
Peter Gruber
: Die Salzburger Bergrettung umfasst aktuell insgesamt rund 2.000 ehrenamtliche Einsatzkräfte, davon stehen rund 1.400 aktive BergretterInnen in ihren regionalen Einsatzgebieten täglich 24 h für alpine Rettungseinsätze auf Abruf.

Welche Auswirkungen hatte der Covid-19 Lock Down in Österreich Anfang März auf Ihren beruflichen Alltag? Gingen die Einsätze der Bergrettung Salzburg gegen Null?
Peter Gruber
: Wir freuen uns sehr, dass sich die Bevölkerung im Zuge des Lockdowns sehr diszipliniert an die öffentlichen Anweisungen und Empfehlungen hinsichtlich Outdoor-Aktivitäten gehalten hat. Die Bergrettungseinsätze gingen tatsächlich gegen Null, mit Lockerung der Corona-Auflagen ist das alpine Einsatzwesen dann stetig und moderat angestiegen. In der Zwischenzeit erfreut sich insbesondere der Bergsport extrem hoher Nachfrage, unsere Einsatzhäufigkeit entwickelt sich wieder in Richtung „Normalumfang“.

Seitdem die Ausgangsbeschränkungen gelockert wurden, steigt die Frequenz in den Bergen enorm an - insbesondere in der Nähe von größeren Städten und Einzugsgebieten werden bergnahe Regionen teils überrannt. Können Sie dem zustimmen?
Peter Gruber
: Unser Einsatzwesen ist seit jeher regional und auch saisonal schwankend, der Trend hin zu hohen Einsatzzahlen in regionalen Einzugsgebieten hält seit Jahren an.

Welche(n) Fehler werden aus Ihrer Sicht am Berg am häufigsten gemacht?
Peter Gruber
: Es gibt viele Ursachen für alpine Notfälle, die nicht immer auf ein Fehlverhalten zurückzuführen sind. Ein wesentlicher Punkt zur Vermeidung alpiner Notfälle ist eine effiziente TOURENPLANUNG. Diese zieht dann automatisch eine, dem Können der Teilnehmer, der Witterung und der Jahreszeit angepasste und sinnvolle, ROUTEN- und AUSRÜSTUNG-Wahl und VERPFLEGUNGsplanung nach sich. Sehr wichtig ist auch eine entsprechende Information darüber, WER – WANN – WO – und WIE LANGE unterwegs ist?

Klettersteige verleiten dazu, ohne große Erfahrung in sie einzusteigen. Die Sicherheit, die das Drahtseil vermittelt, trügt. Können Sie sagen, ob dieses Jahr weitaus mehr Menschen ohne Erfahrung, in Klettersteige einzusteigen drohen?
Peter Gruber
: Das ist in dieser Form schwer zu beantworten, grundsätzlich erfreuen sich alpine Klettersteige sehr hoher Beliebtheit. Das trifft aber auf den gesamten Bergsport in seiner Vielfalt und die unterschiedlichsten Sparten zu. Erfreulich ist, dass das alpine Einsatzwesen mit den hohen Zuwachsraten ihrer Teilnehmer in den unterschiedlichen Sparten nicht Schritt hält. Es ist aber auch nicht wegzuleugnen, dass die Anzahl alpiner Rettungseinsätze ansteigt.

Was möchten Sie den Bergsteigern und Bergsportlerinnen in diesem Jahr gerne mit auf den Weg geben - was gilt es zu beachten?
Peter Gruber
: Als begeisterter Bergsportler möchte ich alle Alpinisten animieren, ihren Bergsport mit Begeisterung und Freude – aber auch mit Bedacht und Vorsicht zu frönen. Tipps rund um die richtige Tourenplanung und zur Unfallprävention finden Sie auf unserer
Homepage: www.bergrettung-salzburg.at!

Der Alpenverein gibt aktuelle Leitlinien für das Agieren am Berg. Abstand halten gilt auch im alpinen Raum. Lässt sich dies gewährleisten?
Peter Gruber
: Der Bergsport ist bestimmt nicht so einfach mit Vorschriften und Richtlinien zu beschränken – die Freiheit im alpinen Gelände gehört mit zu den wesentlichen Beweggründen von Outdoorsportlern. Eine sinnvolle Verantwortung gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen sollte aber auch am Berg möglich sein – nicht nur im Fall von Corona.

Ein guter Grund, sich als Bergretter zu engagieren, ist: ...?
Peter Gruber
: Wir Bergretter sind alle begeisterte Bergsportler – in den unterschiedlichsten Formen – und bewerten unsere Bergrettungstätigkeit in erster Linie als Kameradenhilfe, die wir selbstverständlich gerne ehrenamtlich erbringen. Wir hoffen ja auch selbst auf Kameradenhilfe, sollte uns in den Bergen was passieren. Davon unabhängig – es gibt kaum ein erhebenderes Gefühl, als Menschen in Bergnot zu helfen und deren Leben retten zu können. Das entschädigt für all die Mühe und Plag und die viele Freizeit, die wir für den ehrenamtlichen Bergrettungsdienst opfern müssen.

Ihre persönliche Lieblingsdisziplin am Berg?
Peter Gruber
: Im Winter bin ich begeisterter Tourenskigeher, im Sommer hat sich mein Schwerpunkt in den letzten Jahren auf das Mountainbike verlagert. Ich gehe aber nach wie vor Berglaufen, Klettern, Bergsteigen und genieße so manche Canyoning Tour.

Welche alpine Region suchen Sie in Ihrer Freizeit auf? Gibt es für Sie noch unbekannte, ruhige Orte?
Peter Gruber
: Ich bin in meiner Heimat sehr viel in der Osterhorngruppe und im Salzkammergut unterwegs. Meine Abenteuerurlaube führen mich aber in sehr entlegene und wenig frequentierte Gebiete auf der ganzen Welt.

Hat sich die Mentalität am Berg aus Ihrer Sicht gewandelt. Wenn Sie an Ihre Jugend denken - im Vergleich zu heute?
Peter Gruber
: Ich glaube die Mentalität am Berg hat sich grundsätzlich nicht so wesentlich geändert. Die Anzahl der Teilnehmer, die Bergsport betreiben, ist aber explodiert. In der Menge fallen heute die „schwarzen Schafe“ natürlich mehr ins Gewicht, als früher.

Credits Photos:
MTB: Bolivien - Uyuni Salzwüste
Bergsteigen: Stok Kangri – Himalaya/Indien

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