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Sicher am Berg im Winter: Interview mit Michael Larcher - Teil 1

Michael Larcher und der Bergsport in Österreich – das gehört zusammen, wie LVS-Gerät, Schaufel und Sonde. Seit fast 30 Jahren bearbeitet der Tiroler die Themen Bergsport, Ausbildung und Sicherheit beim Österreichischen Alpenverein. Gemeinsam haben sie das Ziel, mehr Know-how, mehr Risikobewusstsein und mehr Eigenverantwortung auf den Weg zu bringen.
Wenn der Winter anklopft, steht für Michael Larcher und sein Team seit vier Jahren das Lawinen Update auf dem Programm. So auch im November 2020. Da die Bedingungen für #SALEWA3000 sich mit zunehmendem Schneefall ändern, haben wir mit Michael über seinen Auftrag rund um die Lawine gesprochen.

Die Partnerschaft zwischen uns und dem Alpenverein besteht nun seit sieben Jahren. Wann immer es um die Sicherheit im Bergsport geht, fällt Dein Name. Warum ist das so?
Michael:
Hmmm, wahrscheinlich weil ich nun 60 bin - seit sechs Wochen auch Opa - und seit knapp 30 Jahren im Alpenverein die Themen „Bergsport-Ausbildung-Sicherheit“ bearbeiten darf. Der Alpenverein bietet aufgrund seiner Struktur und seiner Bekanntheit einmalige Chancen, um für mehr Know-how, mehr Risikobewusstsein und Eigenverantwortung zu arbeiten. Mein Name fällt wohl auch deshalb, da ich im Alpenverein der Ansprechparten für Medien bin, wenn es um Bergsporthemen geht. Falsch wäre allerdings die Schlussfolgerung, dass unsere Sicherheitsarbeit von mir allein geleistet wird. Ich habe ein tolles Team, ohne mein Team ginge gar nichts.

Seit wann bist Du Leiter der Abteilung Bergsport beim Österreichischen Alpenverein?
Michael:
Ich bin nun seit 50 Jahren Mitglied im Österreichischen Alpenverein. Letzte Woche habe ich die Urkunde erhalten. Seit 1992 bin ich hauptamtlich in der Alpenvereins-Zentrale in Innsbruck und leite die Abteilung Bergsport seit 2002.

Wie bist Du selbst zum Bergsport gekommen? Über die Familie?
Michael:
Ja, ich wurde in dem Biotop Alpenverein – Bergrettung - HG-Karwendler – sozialisiert. Entscheidend und prägend war mein Vater. Ausschlafen am Sonntag galt als Sünde. Es ging raus und rauf in die Berge und so kam eines zum anderen.

Deine Lieblingsdisziplin am Berg?
Michael:
Skitouren und Alpinklettern. Immer mehr auch „einfaches“ Bergwandern. Die Kletterhalle als „Fitnessstudio“ ist auch wichtig.

Winter oder Sommer am Berg? Was ist Dir lieber?
Michael:
Noch lieber ist mir Frühling, Sommer, Herbst und Winter!

Seit einigen Jahren tourst Du jedes Jahr mit „Deinem“ Lawinen Up Date durch ganz Österreich und versprichst in dem Vortrag „geballtes Wissen“ für Wintersportler. An wen richtet sich das Lawinen Up Date und was vermittelst Du im Vortrag?
Michael:
Das Lawinen Update als Österreich-Tour gibt es seit vier Jahren. Vorher war es eine Einzelveranstaltung des Alpenvereins Hall in Tirol. Der Vortrag richtet sich an alle, die in ihrer Freizeit im freien Skiraum unterwegs sind. Die Zielgruppe ist die breite Masse, nicht die Expertenszene. Ich bringe Unfallbeispiele aus dem letzten Winter und vermittle im Rahmen der Analyse lawinenkundliches Know-how. Konkrete Unfälle fesseln die Zuhörer und erleichtern mir, die Aufmerksamkeit und die Spannung zu erhalten. Videos, Interaktion mittels eines elektronischen Umfrage-Tools, sowie Demonstrationen auf der Bühne sollen den Abend möglichst lebendig gestalten.

Im November 2019 bist Du durch insgesamt 25 Orte getourt, um aktiven Wintersportlern die Gelegenheit zu bieten, ihr Wissen aufzufrischen. Wie schaut es in diesem Jahr aus? Plant ihr die Vortragsabende trotz Covid-19?
Michael:
Der Erfolg bisher übertraf unsere Erwartungen. Bei 26 Vorträgen – zwei davon in Wien - im letzten Winter konnten wir 8400 Besucher zählen. Aufgrund von Corona wird es diesen Winter nur einen Vortrag (in Hall i.T.) geben, der als Livestream übertragen wird. Dann soll der Vortrag auch wieder als Video in unserem YouTube-Channel angeboten werden. So wie die Vorträge der letzten drei Jahren.

Was sind die Schwerpunkte des Lawinen Updates generell? Und speziell im Winter 2020/2021?
Michael:
Der Vortrag hat im ersten Teil immer den Schwerpunkt „Prävention“: Was kann ich tun, um erst gar nicht mit Lawinen konfrontiert zu werden? Nach der Pause geht es um den „Lawinen-Notfall“: Was ist zu tun, wenn es doch passiert? Die Inhalte wiederholen sich, aber wir bringen neue Unfallbeispiele, neue Fotos und Videos mit. Erstmalig möchte ich Themen aus der Psychologie aufnehmen – was sind bekannte Gefahrenmuster, die in uns selbst liegen? Warum leben Männer auf Skitouren gefährlicher als Frauen?

Im Interview Teil 2 spricht Michael über häufige Fehler beim Skibergsteigen, erklärt, was alles in den Tourenrucksack muss und zeigt auf, wie man sich auf die erste Skitour vorbereiten sollte. „Niemand geht tauchen, ohne vorher einen Kurs zu machen“, sagt Michael Larcher. Das sollte auch für das Skibergsteigen gelten. Mehr dazu nächste Woche in unserem Blog!

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