top_h-ttenpraktikant_augenblick top_h-ttenpraktikant_augenblick

Projekt Hüttenpraktikant: Ein einmaliger Gipfelmoment

#HÜTTENPRAKTIKANT

Exakt um 7.20 Uhr am vergangenen Freitagmorgen vibrierte unser Mobiltelefon. Eine whatsapp-Nachricht von Pascal Schumacher erweckte unsere Aufmerksamkeit. Pascal, der seit Ende Juni für uns als Hüttenpraktikant in den Schweizer Bergen unterwegs ist, teilte einen besonderen Bergmoment mit uns. Er sendete uns ein Bild seiner schwarzen GPS-Armbanduhr von Suunto, die eine Höhe von 4.106 Metern anzeigte. Im Bildhintergrund leuchteten die ersten Strahlen der Morgensonne über den Berggipfel des 4.078 Meter hohen Schreckhorns hinweg.

Am Vortag hatten wir mit dem jungen Bergsportler aus Walenstadt telefoniert. Er sprühte vor Freude, Leichtigkeit und Energie. Seine gute Laune war ansteckend. Pascal erzählte, dass er in dieser Woche mit seiner Freundin Fabienne von Berghütte zu Berghütte unterwegs sei. Von Montag bis Freitag begleitete sie ihren Freund bei seiner Tätigkeit als höchster Außendienstmitarbeiter der kleinen Alpennation, die kulturell wie alpinistisch facettenreicher kaum sein könnte.
Zum Zeitpunkt des kurzen Telefongesprächs war Pascal bereits auf der Suls-Lobhornhütte (1.955 m) und kam in den Genuss eines „Lobafels“. „Das war eines der besten Mittagessen, die ich je hatte“, schwärmte Pascal. Der Lobafel, eigentlich ein Falafel, der zu Ehren der Lobhornhütte umbenannt wurde, blieb dem Bergsteiger in Erinnerung. Ebenso die Aussicht von der charmanten Holzhütte. Ein freier Blick auf einige der Schweizer Stars unter den Giganten – Eiger, Mönch und Jungfrau – in Kombination mit dem bereits erwähnten köstlichen Lobafel – schöner kann ein Leben in den Bergen wohl kaum sein. Pascal, satt und glücklich, erzählte uns kurz von seinem Plan, am nächsten Tag früh morgens mit Yann Roulet, dem Hüttenwart der Mönchsjochhütte (3.650 m), auf den Mönch (4.107 m) zu steigen. Der Mönch ist rund 4.107 Meter hoch und liegt hoch über Grindelwald an der Grenze zum Wallis. Zusammen mit Eiger (3.970 m) und Jungfrau (4.158 m) bildet der Mönch eine charakterstarke Dreiergruppe.

Mönchsjochhütte

Die zu Beginn dieser Geschichte erwähnte whatsapp-Nachricht erreichte uns knapp eine Stunde nach dem einmaligen Gipfelmoment, den Pascal letztlich mit sich allein genießen durfte, da Yann Roulet schlicht zu müde war für die frühe Tour auf den Mönch. Als das „Beweis“-Photo, versehen mit dem Satz „I did it – solo“, uns erreichte (7.20 Uhr) war Pascal bereits auf dem Rückweg vom Gipfel und traf auf die Bergsteiger-Gruppen, die etwa zwei Stunden nach ihm den Aufstieg antraten.
„Das war wirklich ein kitschiger Moment und ein gewaltiges Gefühl!“, erinnert sich Pascal drei Tage später auf seiner Fahrt ins Engadin. Wir erfuhren, dass der Mönch nicht sein erster Viertausender war. Wohl aber der erste Gipfel über der 4000er-Marke, den er kurzfristig allein bestieg.
Auf dem Weg zur letzten Arbeitswoche hatte Pascal Zeit, die vergangene Woche Revue passieren zu lassen:

Fabienne und er, seit zehn Jahren ein Paar, fuhren zu Beginn ihrer gemeinsamen Tourenwoche ins Tessin. Dort trafen die Zwei auf gute Freunde, die am Lago Maggiore auf einem Campingplatz Urlaub machten. Pascal erinnert sich an die Alpe Saléi (1.777 m), die Capanna Cristallina (2.575 m) sowie die Capanna Basodino CAS (1.856 m). Die drei Freunde vom Zeltplatz ließen sich nicht nehmen, das Duo zu den drei Berghütten zu begleiten. „Die italienische Schweiz zeigt sich ganz anders als zum Beispiel die Ostschweiz. Hier spürt man südliches Flair und es geht weniger hochalpin zu. Die andere Atmosphäre im Ticino schmeckt man auch“, lachte Pascal, der bisher eher selten im südlichen Kanton unterwegs war, als er an die klassischen Tessiner Gnocci zurückdachte.
Durch den St. Gotthardtunnel (für Pascal übrigens eine Premiere, die ca. 16,9 Kilometer von Airolo im Tessin nach Göschenen im Kanton Uri zu fahren) verlief die Fahrstrecke, mit dem Tessin im Rückspiegel, über den Sustenpass (2.224 m). Nicht nur geografisch ein kleiner Höhepunkt, denn die dort ansässige Sustlihütte hat es Pascal angetan. „Eine wunderschöne kleine Berghütte, die einen ganz eigenen Charakter hat“, erzählte Pascal weiter. Und laut dem 28-jährigen aus Walenstadt unbedingt einen Besuch wert.
Dort oben lockte Pascal und Fabienne eine Bergtour ohne Hüttenziel. Der Murmelsplanggstock (2.864 m) zeigte Fabienne erstmals ihre Grenzen auf, denn er forderte Pascals Freundin mit einigen Höhenmetern, die ohne Seil kletternd zu meistern waren. Diesen Gipfelmoment mit Blick auf den Titlis (3.238 m) und die Berner 4000er genoss Pascal, anders als wenig später am Mönch, mit Fabienne zusammen.

Capanna Cristallina

Dann rückte die Mönchsjochhütte und der Mönch näher und zuvor die Lobhornhütte mit dem „sagenhaften“ Lobafel. Und alles weitere ist bekannt.
Die vorletzte Woche seiner Tätigkeit als Hüttenpraktikant hatte es in sich und die Highlights bleiben unvergessen. Pascal jongliert mit Namen von Schweizer Hütten, Hüttenwarten, Berggipfeln, Jochs & Co. wie kaum kein Zweiter. In seiner letzten Woche trifft er auf das Redaktionsteam von Bergwelten, dem Magazin aus Österreich. Sechs Redakteurinnen und Redakteure des beliebten Magazins und Tourenportals arbeiten seit nun vier Jahren traditionell eine Woche lang von einer Berghütte aus. Im Jahr 2019 war es Südtirol. Diesen Sommer das Engadin in der Schweiz. Pascal wird einen Abend mit Ihnen verbringen und wir sind sicher, dass er den ein oder anderen Tourentipp parat hat.

@Pascal: Wir wünschen „en Guete!“ beim gemeinsamen Abendessen mit der Bergwelten-Redaktion und sagen „merci vielmol!“ für Dein großes Engagement als Hüttenpraktikant und wünschen Dir weiterhin eine „ur-guete Ziit“ für Deine letzte Woche.

M-nchsjochh-tte_1 M-nchsjochh-tte_1
Capanna_Cristallina Capanna_Cristallina
Lobhornh-tte Lobhornh-tte